Sonntag, 8. Februar 2015

Retro-Krimis: Zurück in die Achtziger

H. P. Karr präsentiert
Mord nach Rezept – Band 10:
Die Retro-Edition – mit zwei Dutzend Krimis zurück in die Achtziger


 

Die Achtziger – das sind die Jahre von Horst »Schimmi« Schimanski, von Kreml-Flieger Mathias Rust, dem Tod von Uwe »Ehrenwort« Barschel und dem Beginn der langen Ära Helmut »Birne« Kohl, der uns als Bundeskanzler durch die deutsche Wiedervereinigung am Ende des Jahrzehntes führte.
Zwei Dutzend clevere Kriminalstorys aus der guten alten Zeit – als im Fernsehen noch »Derrick« und »Columbo« ermittelten. Die Hits des Jahrzehntes waren »Take On Me« von a-ha , Nena mit »99 Luftballons« und natürlich »Jeanny« von Falco.


Story Nummer 12
Ria Richartz: Einer ist immer der Dumme
 

Gemütliche Zechenhäuschen, im Garten ein Kaninchenstall und ein Taubenschlag. Und dahinter erhebt sich der Förderturm eine Zeche, in die die Kumpel einfahren. Das ist das Klischee vom Ruhrgebiet, von dem man sich in den Achtzigern verabschiedete. Die Kohle- und Stahlkrise hatte bereits zwanzig Jahre zuvor begonnen und mit Zechenschließungen und der Aufgabe der Kokereien und Hochöfen den Strukturwandel im Revier eingeleitet. Aber natürlich gab es überall noch die Zeugen der Vergangenheit, wie man in der folgenden Geschichte erfährt.

Als Eric die Meldung in den Lokalnachrichten des WDR hörte, fuhr er auf.
»Nach einem Schusswechsel«, sagte der Nachrichtensprecher, »wurde heute Vormittag in Bottrop-Boy der siebenunddreißigjährige Berufsverbrecher Jacko Amsfeld verhaftet. Amsfeld soll mit zwei noch nicht identifizierten Komplizen den Überfall auf die Stadtsparkasse am letzten Mittwoch verübt haben. Er wurde ertappt, als er in einem Kaufhaus ein Päckchen Zigaretten stehlen wollte, und machte sofort von der Schusswaffe Gebrauch, als der Hausdetektiv ihn stellte.«
Eric fluchte. Das war typisch für Jacko. Schon als Kind hatte Eric seinen Bruder nicht sonderlich leiden können. Jackos Leben schien nur aus Fitnesstraining zu bestehen, seine Ernährung aus Gesundheitsriegeln, Eiweißshakes und Nahrungsergänzungsmitteln. Jacko wog hundert Kilo und war extrem stolz auf seinen athletischen Körperbau. Eric dagegen sah sich mehr als Mann der planenden Intelligenz. Schmal und blass war er, ein Nichts im Vergleich zu Jacko, dem Muskelpaket.
Als das Telefon klingelte, nahm Eric sofort ab. Es war Benny, der ebenfalls Radio gehört hatte.
»Mist!«, fluchte er. »Wir hätten Jacko nicht die ganze Beute überlassen sollen. Der sitzt jetzt mit den ganzen siebzigtausend Schleifen rum!«
»Er wird sie gut versteckt haben«, sagte Eric. Er kannte seinen Bruder.
»Dann sollten wir sie schleunigst holen«, sagte Benny. »Bevor er der Polizei erzählt, wo er sie hingelegt hat.«



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