Dienstag, 29. Juni 2021

Das Waldstübchen

Das Waldstübchen

Von Michael Rolandt  

Albert griff in sein Zigarrenkistchen und nahm sich eine große Zigarre heraus. Nachdem er sie genüsslich angeraucht hatte, lehnte er sich behaglich im Sessel zurück.
   »Luise?«
   »Ja, Albert?«
   »Erinnerst du dich noch an den netten kleinen Ausflug, den wir vor drei Monaten gemacht haben?«
   »Zusammen mit den Kindern?«
   »Ja. Wir sind doch mit Gert gefahren, du, weißt doch, sein Auto hat immer irgendwelche Macken!« :
   »Ja, ich erinnere mich. Seine Hupe war kaputt, nicht wahr?«
   »Genau. Zuerst fuhren wir an den kleinen Waldsee und machten eine kurze Rast. Bettina musste ihrem Jüngsten die Windeln wechseln!«
   »Und sie hat sich so schrecklich geniert, weil der Kleine sie so vor uns blamiert hat!«, lächelte Luise.
   »Dann machten wir einen langen Spaziergang durch den Wald! Es war wirklich herrlich. Ruhig und einsam. Die Vögel sangen und die Sonne schien durch die Blätter der Bäume!«
   »Ich habe es wirklich genossen. Ein herrlicher Ausflug war das!«
   »Ja, wir sollten die Kinder wirklich öfter einladen!«, sinnierte Albert. »Ich verstehe gar nicht, wie manche Eltern sich nicht mit ihren Kindern verstehen, wenn sie einmal verheiratet sind...
   »Vielleicht lassen sie ihnen nicht genügend Freiheit!«
   »Mag sein. Was hältst du davon, wenn wir in vierzehn Hagen wieder einen Ausflug dorthin machen. Da gab es doch noch dieses kleine Waldgasthaus, in dem wir nach unseren Spaziergang eingekehrt sind, um zu Mittag zu essen!«
   »Ich erinnere mich. Noch richtig altmodisch eingerichtet,
   aber urgemütlich, nicht wahr? Und der Sauerbraten war köstlich!«
   »Wie hieß das Lokal denn...« Albert blickte sinnend an die Decke, wo sich der Rauch seiner Zigarre kräuselte. »Waldstüb-«
   »Nein, bestimmt nicht!«, erwiderte Luise bestimmt. »ZUM JÄGER, denke ich!«
   »Das kann ich nicht glauben, ich bin der festen Überzeugung, dass es WALDSTÜBCHEN hieß !«
   »Nein nein, Albert, du irrst dich bestimmt! Es war ZUM JÄGER!« »Aber Luise! Wie kannst du nur so vergesslich sein. » Albert betrachtete nachdenklich den Aschekegel seiner Zigarre und griff nach dem Aschenbecher, um ihn abzustreifen. »Und es hieß doch WALDSTÜBCHEN!«, sagte er triumphierend. »Bitteschön, überzeuge dich selbst!« Und reichte Luise den Aschenbecher.
   



Montag, 28. Juni 2021

Peter Paul Rubens

 Peter Paul Rubens: Die Kreativität des Krebses


Am 28. Juni 1577 wurde in Siegen/Westfalen der flämische Maler Peter Paul Rubens († 1640) geboren. Rubens' sehr persönlicher Stil zeugt von der nahezu unerschöpflichen künstlerischen Fantasie des Krebses: Er löste sich von den klaren Proportionen der Renaissancemalerei und entwickelte einen farbintensiven, plastischen Ausdruck, der auf Dramatik setzte. Als Krebs mit hohem Orgabnisationstalent ausgestattet, nahm er in seiner Malwerkstat in Antwerpen auch Großaufträge an. Zu seinen bedeutendsten Arbeiten gehören die beiden Medici-Gemäldyzyklen in Paris.

Astro-Logisch
Was wurde zur Herstellung der Farbe Bleiweiß benutzt?
a) Essig
b) Öl
c) Weisswein

Samstag, 19. Juni 2021

Blaise Pascal

 Blaise Pascal: Vorreiter des Existenzialismus

Am 19. Juni 1623 wurde der französische Schriftsteller und Mathematiker Blaise Pascal († 1662) in Clermont-Ferrand geboren. Der Sohn einer kultivierten Beamtenfamilie war – wie viele Zwilling-Geborene – von Zahlen fasziniert und galt schon in jungen Jahren als mathematisches Genie. Später wandte er sich auch religiösen und philosophischen Fragen zu. Berühmt wurde er durch seine unvollendet gebliebene Aphorismensammlung »Pensées«, an der er seit 1654 arbeitete. Dieses Werk und sein gesamtes philosophisches Denkgebäude beinflussten Sören Kierkegaard (1813–1855), Friedrich Nietzsche (1844–1900) und den Existenzialismus.

Die von Blaise Pascal 1642 erfundene »Pascaline« war ...

eine Rechenmaschine
eine Vakuumpumpe
ein Schach-Roboter

H. P. Karr:

Unkraut vergeht nicht


Jacoby fluchte, weil er mit dem Unkraut zwischen den Hortensien und den Rosen einfach nicht fertigwurde. Seit einer halben Stunde zupfte und jätete er jetzt schon. Sein Kreuz schmerzte. Sein Nacken brannte. Man war eben nicht mehr der Jüngste.
»Zähes Zeug, was?«
Wenn Jacoby etwas nicht gebrauchen konnte, dann war es ein Kommentar von Römer. Sein Gartennachbar stand am Zaun, in adretter Pflanzschürze und mit einem schicken Strohhut auf dem Kopf, als ginge es hier um ein Casting für Germany's Next Top-Gärtner. Am liebsten hätte Jacoby mit seiner Hacke auf Römers Füße eingehackt, auf die er aus seiner Hocke vorm Rosenbeet starrte.
»Unkraut eben!«, brummte Jacoby stattdessen. Er war ein schwerfälliger, untersetzter Mann, Ende vierzig. Vor einem halben Jahr hatte er die Immobilie neben Römer gekauft: freistehendes Einfamilienhaus mit hundertfünfzig Quadratmetern Wohnfläche und knapp fünfhundert Quadratmetern Garten. Ein Traum. Wäre da nicht die Nachbarschaft. Bis jetzt hatte Jacoby es immer geschafft, rechtzeitig im Haus zu verschwinden, wenn Römer in seinem Gärtner-Outfit drüben auftauchte, um zu säen, zu jäten, zu mähen.
»Kommst du, Liebling?« Römers Frau hatte den Kaffeetisch auf der Terrasse gedeckt. Jacoby drehte die Augen nach oben. Römer streckte ihm die Hand entgegen. »Römer! Zeit, dass wir uns kennenlernen.«
Jacoby überwand sich. »Jacoby. Auf gute Nachbarschaft!«
Römer machte eine großzügige Geste. »Dann kommen Sie doch am besten gleich mit Ihrer Frau auf eine Tasse Kaffee herüber.«


Claudia kam aus dem Bad. Die Nachtcreme glänzte auf ihrem Gesicht. Römer machte die Augen zu.
»Seltsame Leute, diese Jacobys«, sagte Claudia und ließ sich ins Bett fallen. Römer tat weiter so, als ob er schliefe, obwohl er wusste, dass das Claudia nicht daran hindern würde, weiter auf ihn einzureden. Wahrscheinlich redete sie auch auf ihn ein, wenn er gar nicht da war.
»Was sie an diesem alten Kerl findet, frage ich mich«, murmelte Claudia. »Die beiden sind doch mindestens zwanzig Jahre auseinander.« Sie machte das Licht aus und seufzte. »Na ja, wo Liebe hinfällt.«
Das fragte sich Römer inzwischen manchmal auch – und vor allem fragte er sich, wo die Liebe hinging, wenn sie starb.

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