Mittwoch, 26. Oktober 2022

Krimitag 2022


Krimitag 2022 - Tatort unterm Tannenbaum.

Veranstaltungshinweis
8.12.2022 (Donnerstag) 19 Uhr, Einlass  18.30 Uhr,
Eintritt frei. Spenden erwünscht,
Reservierungen unter 0201 88-42 001 oder
oeffentlichkeitsarbeit@stadtbibliothek.essen.de
Stadtbibliothek Essen, Gildehof, Hollestr 3, 45127 Essen
Einlass frei – Spenden erwünscht

Krimitag 2022 - Tatort unterm Tannenbaum.

Zugunsten der essener chancen e.V. lesen
Brigitte Glaser, Christiane Dieckerhoff, Gesine Schulz, Klaus Heimann
Moderation: Mischa Bach
Es gelten die jeweils aktuellen Hygiene-Vorschriften

Krimiautorinnen lesen für einen guten Zweck

»Krimitag« in der Stadtbibliothek

Tatort unterm Tannenbaum

Das wird eine kriminelle Weihnachtsfeier, die die Krimiautorinnen Brigitte Glaser, Christiane Dieckerhoff, Gesine Schulz und ihr Kollege Klaus Heimann diesmal zum traditionellen »Krimitag« in der Stadtbibliothek Essen planen.
Der Krimitag, an dem die Autorinnen der Autorengruppe »Das Syndikat« jedes Jahr am 8. Dezember im deutschsprachigen Raum an den Todestag ihres Urahnen Friedrich Glauser erinnern, findet nach zwei Jahren Zwangspause wieder in der Stadtbibliothek im Gildehof statt.
Christiane Dieckerhoff vom Krimistammtisch Essen erklärt: »Wir bieten unseren Gästen kriminell gute Unterhaltung mit unseren mörderischen Geschichten und verlangen dafür angemessenes Schutzgeld in Form von Spenden für einen guten Zweck.«
Der auf diese Art erlesene Erlös wird noch am selben Abend an die essener chancen übergeben. Der Verein widmet sich der Jugendarbeit im Umfeld von Rot-Weiss Essen.
Für die spannende Krimi-Unterhaltung sorgen Spiegel-Bestsellerautorin Brigitte Glaser aus Köln, Spreewaldkrimi-Spezialistin Christiane Dieckerhoff, das Essener Krimi-Multitalent Klaus Heimann und last but not least Gesine Schulz, die mit ihrer Heldin Karo Rutkowski den Putzfrauenkrimi erfand. Außerdem können bei einer Tombola Bücherpakete und Überraschungspreise – wie etwa eine Wohnzimmerlesung - gewonnen werden.


Hintergrund:
Mit dem »Krimitag« ehren die deutschsprachigen Krimiautorinnen und -autoren des Syndikats alljährlich Friedrich Glauser, Namenspatron des von der Autorengruppe verliehenen Krimipreises. Der 1896 geborene schweizer Schriftsteller brachte mit seinem Romanen um die Fälle seines »Wachtmeister Studer« den aus dem angelsächsischen Raum stammenden »Krimi« mit einer ganz eigenen Stimme in den deutschen Sprachraum. Nach einem bewegten Leben starb Glauser am 8. Dezember 1938 – am Vorabend seiner Hochzeit.
Die Autorengruppe »Das Syndikat« wählte Friedrich Glauser deshalb 1987 zum Namenspatron des von ihr beim Krimifestival Criminale verliehenen Preises für die besten Kriminalromane des Jahres.


 

Die Autorinnen und der Autor des Krimitags 2022 in der Stadtbibliothek Essen



Christiane Dieckerhoff
arbeitete in ihrem ersten Leben als Kinderkrankenschwester. In ihrem zweiten Leben schreibt sie Spreewaldkrimis und unter dem Pseudonym Nelly Fehrenbach Liebesromane. Christiane Dieckerhoff war 2016 mit ihrer Spreewald-Story »Hechte in der Nacht« für den Glauser nominiert, den Krimipreis des Syndikats. Die Autorin lebt mit ihrer Familie am nördlichen Rand des Ruhrgebiets. Zuletzt erschienen von ihr mit »Verfehlt« und »Verlassen« ihr sechster und siebter Spreewaldkrimi.
www.krimiane.de


Brigitte Glaser
stammt aus dem Badischen, studierte in Freiburg und lebt seither in Köln. Ihr erster Krimi erschien 1996, ab 2001 schrieb sie für den Kölner Stadt-Anzeiger die Krimi-Serie »Tatort-Veedel«. Daneben veröffentlichte sie acht Kriminalromane um die Fälle der Gourmet-Köchin Katharina Schweitzer. Mit ihrem zeitgeschichtlichen Roman »Bühlerhöhe« stürmte sie 2016 die SPIEGEL-Bestsellerliste. Sie vereinigte darin ebenso geschickt wie gekonnt Familien- und Zeitgeschichte, Spionagekrimi und Hotelroman zu einem großartigen Lesevergnügen. Mit »Rheinblick« (2019) und »Kaiserstuhl« (2022) setzte sie die Reihe ihrer Erfolge fort.
www.brigitteglaser.de

Klaus Heimann  veröffentlichte 2015 mit »Taxi zum Nordkap« seinen ersten Kriminalroman. In ihm hat der Essener Hauptkommissar Sigi Siebert seinen ersten Auftritt. Mittlerweile umfasst der Sigi-Siebert-Kosmos sieben Kriminalromane, von denen einer als Bühnenfassung vorliegt, eine E-Book-Kollektion, einen Beitrag in einem Krimi-Kochbuch und eine Heimwerker-Kurzgeschichte, die es auf seiner Homepage als Gratis-Download gibt. Daneben ist Kaus Heimann auch in anderen Genres unterwegs. www.klausheimann.de



Gesine Schulz lebt im Ruhrgebiet, verbringt aber auch gerne Zeit auf der Grünen Insel, wo ihr zweiter Schreibtisch steht. Sie hat eine Vorliebe für Krimis, Katzen, Gärten und Irland. Sie erfand die Essener Putzfrau Karo Rutkowsky, die bislang in zahlreichen Kriminalgeschichten zwischen Karnap und Kettwig bei mysteriösen Mordfällen ermittelt hat. Seit 2009 wird alljährlich an Karos Geburtstag, dem 8. November, der »Weltputzfrauentag« begangen – an dessen Erfindung Gesine Schulz nicht ganz unschuldig ist.
www.gesineschulz.com


 

























Montag, 10. Oktober 2022

Es war einmal

Es war einmal / Once upon a time

Szene von H.P. Karr


Es begab sich am Abend.
Aus dem Fernseher rieselte die Tagesschaufanfare und das Licht des Bildschirms beleuchtet die Gesichter des Ehepaares, das auf die Mattscheibe starrte. Nach den ersten Worten des Tagesschausprechers sagt Frau Popenpuschel mitleidsvoll: »Alt ist er geworden!«
»Wer?«, fragt Herr Popenpuschel.
»Karl-Heinz!« Sie neigt den Kopf in Richtung Bildschirm.
»Kann eben auch nichts dran ändern!«
Und dann erinnert sich Frau Popenpuschel: »Also, damals, als wir uns kennengelernt haben, da sah er richtig fesch aus, der Herr Köpcke!'
»Ach damals!« seufzt er. »Weißt du noch, wie ich immer zu euch gekommen bin, zum Fernsehen?«
Sie nickt. »Ja... was wolltest du noch immer sehen?!«
»Auf der Flucht. Mit dem Doktor Kimble.«
»Ja, richtig, und immer wenn es spannend geworden ist, da habe ich nach deiner Hand gegriffen!« Ergriffen seufzt Frau Popenpuschel.
»Und dann«, erinnert er sich weiter, »als die nächste Serie kann ich glaube das war 77-Sunset-Strip, da haben wir uns verlobt, nicht wahr?!«
Sie widerspricht. »Danach ist 'FBI' gelaufen. Mit dem Efrem Zimbalist. Das musst du doch wissen!«
»Wir haben 77-Sunset-Strip gesehen!«, erklärt er entschieden. »Ich weiß das doch ganz genau, weil du dem einen, diesem Kookie doch immer ganz verliebte Augen gemacht hast!«
Sie schüttelt den Kopf. »Du musst das gerade sagen!«, erregt sie sich. »Du warst es doch, der immer Tammy, das Mädchen vom Hausboot gesehen hat. Diese widerliche Schnepfe. Ich hätte ihr die Augen auskratzen können!
»Das war doch nichts!«, beschwichtigt er sie. »Gar nichts. Ich fand sie nur nett. Dieses Mädchen vom Hausboot.«
Frau Popenpuschel verfolgt einige Minuten stumm den Nachrichtensprecher auf dem Bildschirm. Dann geht sie zum Gegenangriff über.
»Und was war das später? Mit dieser Emma Peel von Schirm, ..Charme und Melone?«
»Das hat du doch immer eingeschaltet!«, verteidigt er sich.
»Weil du in John Steed verschossen warst. Weißt du denn nicht mehr, dass du die Scheidung einreichen wolltest, weil ich nicht mit Stockschirm und Melone herumlaufen wollte?«
»Lächerlich!« Frau Popenpuschel lacht. »Damals hattest du doch schon so graue Haare wie Ben Cartwright bei Bonanza.«
»Du siehst auch nicht mehr gerade so aus wie das nette Mädchen bei 'Bezaubernde Jeannie!«‚ schlägt Herr Popenpuschel zurück.
»Eher wie Inge Meysel bei den '«Unverbesserlichen!«
Frau Popenpuschel zieht es vor, darauf nicht zu antworten.
Die Minuten vergehen, die Tagesschau ist zu Ende. Nur unter dem Drang, eine Entscheidung herbeiführen zu müssen, richtet sie dann wieder das Wort an ihren Gatten.
»Du, schalt mal um!«
»Was kommt denn?« Er zieht die Augenbrauen in die Höhe.
»Derrick!«
»Der mit dem feschen Assistenten?«, erkundigt sich Herr Popenpuschel interessiert.
»Ja. Und der Herr Derrick ist immer so gut angezogen.«
»Unser Sohn müsste bald so alt sein!«, sagt Herr Popenpuschel. »So alt wie der nette Assistent von dem Herrn Derrick!«
»Unser Sohn ist erst so alt wie der kleine Junge von 'Flipper'!«, weist Frau Popenpuschel ihren Mann zurecht.
»Bist du da sicher?« Unglauben ist in seiner Stimme.
»Natürlich!«, erklärt sie voller Überzeugung. »Als er geboren wurde, lief doch gerade das 'Halstuch' von Durbridge.«
»Es lief Melissa!«, erklärt er kategorisch. »Du hast doch noch geärgert, dass du den zweiten Teil nicht sehen konntest, weil du in den Kreissaal musstest.«
Sie wendet den Kopf und sieht ihn fragend an. »Sag mal, haben wir vielleicht zwei Kinder?!«
»Kann durchaus sein!«, räumt er ein.
Frau Popenpuschel erhebt sich. »Ich geh gleich mal nachsehen!«
-stop-

H. P. Karr:

Unkraut vergeht nicht


Jacoby fluchte, weil er mit dem Unkraut zwischen den Hortensien und den Rosen einfach nicht fertigwurde. Seit einer halben Stunde zupfte und jätete er jetzt schon. Sein Kreuz schmerzte. Sein Nacken brannte. Man war eben nicht mehr der Jüngste.
»Zähes Zeug, was?«
Wenn Jacoby etwas nicht gebrauchen konnte, dann war es ein Kommentar von Römer. Sein Gartennachbar stand am Zaun, in adretter Pflanzschürze und mit einem schicken Strohhut auf dem Kopf, als ginge es hier um ein Casting für Germany's Next Top-Gärtner. Am liebsten hätte Jacoby mit seiner Hacke auf Römers Füße eingehackt, auf die er aus seiner Hocke vorm Rosenbeet starrte.
»Unkraut eben!«, brummte Jacoby stattdessen. Er war ein schwerfälliger, untersetzter Mann, Ende vierzig. Vor einem halben Jahr hatte er die Immobilie neben Römer gekauft: freistehendes Einfamilienhaus mit hundertfünfzig Quadratmetern Wohnfläche und knapp fünfhundert Quadratmetern Garten. Ein Traum. Wäre da nicht die Nachbarschaft. Bis jetzt hatte Jacoby es immer geschafft, rechtzeitig im Haus zu verschwinden, wenn Römer in seinem Gärtner-Outfit drüben auftauchte, um zu säen, zu jäten, zu mähen.
»Kommst du, Liebling?« Römers Frau hatte den Kaffeetisch auf der Terrasse gedeckt. Jacoby drehte die Augen nach oben. Römer streckte ihm die Hand entgegen. »Römer! Zeit, dass wir uns kennenlernen.«
Jacoby überwand sich. »Jacoby. Auf gute Nachbarschaft!«
Römer machte eine großzügige Geste. »Dann kommen Sie doch am besten gleich mit Ihrer Frau auf eine Tasse Kaffee herüber.«


Claudia kam aus dem Bad. Die Nachtcreme glänzte auf ihrem Gesicht. Römer machte die Augen zu.
»Seltsame Leute, diese Jacobys«, sagte Claudia und ließ sich ins Bett fallen. Römer tat weiter so, als ob er schliefe, obwohl er wusste, dass das Claudia nicht daran hindern würde, weiter auf ihn einzureden. Wahrscheinlich redete sie auch auf ihn ein, wenn er gar nicht da war.
»Was sie an diesem alten Kerl findet, frage ich mich«, murmelte Claudia. »Die beiden sind doch mindestens zwanzig Jahre auseinander.« Sie machte das Licht aus und seufzte. »Na ja, wo Liebe hinfällt.«
Das fragte sich Römer inzwischen manchmal auch – und vor allem fragte er sich, wo die Liebe hinging, wenn sie starb.

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Credit:
Es war einmal / Once upon a time
Szene von H.P. Karr
© Autor
Rundfunkrechte: Saarländischer Rundfunk
Erstsendung in
SPÄTVORSTELLUNG
Europawelle Saar, 6.9.2979