Mit "Der kleine Cäsar" ("Little Caesar",
1931)hielt der Gangster als Hauptfigur Einzug
ins Kino. Besonders in der "Schwarzen Serie" stand er oft im Mittelpunkt
der Kriminalfilme und Thriller. Eine Renaissance erlebte der Gangster als Held
in den Siebzigern durch die Mafia-Filme Francis Ford Coppolas
1932 Narbengesicht / Howard Hawks / Paul Muni 1932 Ich bin ein entflohener Kettensträfling / Mervyn LeRoy
/ Paul Muni 1937
Sackgasse / William Wyler / Joel McCrea 1938
Chicago / Michael Curtiz / James Cagney 1939 Die wilden Zwnaziger / Rapul Walsh / James Cagney 1947 Rächer der Unterwelt / Robert Siodmak / Burt Lancaster 1950 Asphalt Dschungel / John Huston / Sterling Hayden 1953 Heißes Eisen / Fritz Lang / Glenn Ford 1955 Saat der Gewalt / Richard Brooks / Glenn Ford 1955 An einem Tag wie jeder andere /William Wyler / Humphrey
Bogart 1960 J.D. der Killer / Budd Boetticher / Ray Danton 1964 Tod eines Killers / Don Siegel / Lee Marvin 1967 Bonnie
and Clyde / Arthur Penn / Warren
Beatty 1967 Kaltblütig / Richard Brooks / Robert Blake 1967 Der eiskalte Engel / Jean-Pierre Melville / Alain Delon 1971 Der
Pate 1 / Franvid Ford Coppola / Marlon Brando 1973 Der
Clou / George Roy Hill / Paul Newman 1974 Der
Pate II / Francis Ford Coppola / Al Pacino
Die Botschaft auf dem Zettel, den ein Unbekannter an Oliver Hillmans Haustür hinterlassen hatte, war eindeutig: „Wenn du aussagst, bist du tot!“ Inspektor Carter wusste, worum es ging. Hillman war der Hauptzeuge im Prozess gegen die Brüder Mike und Harry Greason. Sie hatten Steuern in Millionenhöhe hinterzogen. „Ich sah einen Mann im Kapuzenshirt durch meinen Vorgarten kommen“, sagte Hillman. „Er heftete diesen Zettel an die Tür und machte sich durch mein Geranienbeet davon, ehe ich öffnen konnte. Er stolperte und knickte mit dem Fuß um, aber schaffte es humpelnd, in einen schwarzen Mini zu springen und davonzubrausen.“ Zum Glück hatte eine Überwachungskamera den Wagen und den Kapuzenträger gefilmt – und man konnte das Auto anhand des Nummernschildes identifizieren. Es war auf die Firma der Greasons zugelassen. Gleich darauf klingelte der Inspektor bei den Brüdern Greason. Harry Greason öffnete im Sportdress. „Ich trainiere gerade“, sagte er. Im Wohnzimmer stieg er wieder auf den Stepper, der vor dem Fernseher stand. „Egal, was Sie mir vorwerfen wollen, ich war den ganzen Abend hier“, erklärte er. Sein Bruder Mike saß gelangweilt auf dem Sofa. „Und Sie?“, fragte Carter. Mike schaltete den Fernseher aus. „Ich auch.“ Als Carter sich in der Diele umsah, entdeckte er Straßenschuhe, an denen noch Erde und Blütenblätter einer Geranie hafteten. „Wem gehören die Schuhe?“, wollte er wissen. Mike sah auf. „Meine sind es nicht.“ Harry lächelte Carter an. „Und ich sage: Meine Schuhe sind es auch nicht.“ „Oliver Hillman wurde bedroht“, sagte Carter. „Und es gibt eine Videoaufnahme von Ihrem Firmenwagen vor seinem Haus.“ „Aber offenbar wissen Sie nicht, ob ich dort gewesen bin oder Mike“, grinste Harry. „Seien Sie ehrlich – Sie haben nichts gegen uns in der Hand.“ „Doch“, sagte Carter. „Ich kann beweisen, dass Ihr Bruder Mike vorhin bei Hillman war, um ihn zu bedrohen.“
Lösung:
Der Täter humpelte, wie auf dem Video zu sehen war.
Harry trainierte auf seinem Stepper – ohne Anzeichen einer Behinderung. Mike aber saß die ganze Zeit auf der Couch – weil er sich durch sein Humpeln verraten hätte, wenn er aufgestanden wäre.
Professor Hopkins, der an seinem biochemischen Institut im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums forschte, bat seinen Assistenten Arnie Smith, Inspektor Carter die Sachlage zu erklären. „Weil wir unsere Kollegin Linda Lancer verdächtigen, unsere Forschungsergebnisse an einen Chemiekonzern zu verkaufen, habe ich ihr mit einer präparierten Computerdatei eine Falle gestellt.“ Arnie zeigte Carter Lindas Computer. „Und siehe da – heute Morgen um 7:35 Uhr wurde diese Datei von Lindas Computer via E-Mail an den US-Konzern verschickt.“ „Wir hätten das dem Inspektor alles viel früher berichten können, wenn Sie nicht Ihre Mittagspause überzogen hätten“, wies Professor Hopkins Arnie Smith zurecht. Und zu Carter sagte er: „Linda kam nicht aus der Mittagspause zurück. Wir denken, sie hat sich abgesetzt!“ Inspektor Carter brauchte eine halbe Stunde, um vom Labor zu Linda Lancers Wohnung zu kommen. Er musste sich vom Hausmeister aufschließen lassen und fand Linda im Schlafzimmer auf dem Bett – tot! Auf dem Nachttisch lagen die leere Ampulle eines Betäubungsmittels und eine Spritze. „Mein Gott“, murmelte der Hausmeister draußen vor der Tür. „Sie war so eine nette Frau! Jeden Morgen hat sie mir die Zeitung hereingebracht, pünktlich um acht, ehe sie zur Arbeit fuhr.“ „Ist Ihnen heute an ihr etwas aufgefallen?“, fragte der Inspektor. „Nein, sie war genauso wie immer“, sagte der Hausmeister. Carter griff zum Handy und rief Professor Hopkins an. „Linda ist tot“, sagte er. „Der wahre Spion im Labor hat sie als Sündenbock benutzt. Halten Sie Arnie Smith unter einem Vorwand fest – er hat uns alle getäuscht und wohl auch Linda in der Mittagspause in ihre Wohnung gelockt und getötet, damit es so aussah, als habe sie aus Schuldgefühl Selbstmord begangen.“ Wie kam Carter zu diesem Schluss?
Lösung: Lindas Wohnung lag eine halbe Autostunde vom Labor entfernt. Der Hausmeister hatte sie um acht gesehen, also hätte sie frühestens um halb neun an ihrem Computer sein können. Aber die belastende E-Mail wurde im Büro um 7.35 Uhr versendet. Das konnte nur Smith getan haben, der die angebliche Falle aufgebaut hatte. Ein weiterer Hinweis: Smith kam zu spät aus seiner Mittagspause zurück.
Ratekrimi Verrat im Labor - Von John Miller prisma Heft 9/2014 (C) Bulls Pressedienst & author Lizenz #C1185
Aus dem Fernseher rieselte die Tagesschau-Fanfare, und das Licht des Bildschirms beleuchtete die Gesichter des Ehepaares, das auf die Mattscheibe starrte. Nach den ersten Worten des Tagesschausprechers sagte Frau Popenpuschel mitleidsvoll:
»Alt ist er geworden!«
»Wer?« fragte Herr Popenpuschel.
»Karl-Heinz!« Sie neigt den Kopf in Richtung Bildschirm.
»Kann man eben auch nichts dran ändern!«
Und dann erinnert sich Frau Popenpuschel: »Also, damals, als wir uns kennengelernt haben, da sah er richtig fesch aus, der Herr Köpcke!«
»Ach, damals...« seufzt er. »Weißt du noch, wie ich immer zu euch gekommen bin – zum Fernsehen?«
Sie nickt. »Ja... was wolltest du noch immer sehen?«
»‚Auf der Flucht‘. Mit dem Doktor Kimble.«
»Ja, richtig. Und immer, wenn es spannend geworden ist, da habe ich nach deiner Hand gegriffen!« Ergriffen seufzt Frau Popenpuschel.
»Und dann«, erinnert er sich weiter, »als die nächste Serie kam – ich glaube, das war ‚77 Sunset Strip‘ –, da haben wir uns verlobt, nicht wahr?!«
Sie widerspricht. »Danach ist ‚FBI‘ gelaufen. Mit dem Efrem Zimbalist. Das musst du doch wissen!«
»Wir haben ‚77 Sunset Strip‘ gesehen!«, erklärt er entschieden. »Ich weiß das doch ganz genau, weil du dem einen, diesem Kookie, doch immer ganz verliebte Augen gemacht hast!«
Sie schüttelt den Kopf. »Du musst das gerade sagen!«, erregt sie sich. »Du warst es doch, der immer ‚Tammy – das Mädchen vom Hausboot‘ gesehen hat. Diese widerliche Seifenpuppe. Ich hätte ihr die Augen auskratzen können!«
»Das war doch nichts!«, beschwichtigt er sie. »Gar nichts. Ich fand sie nur nett – dieses Mädchen vom Hausboot.«
2147 Hubert war Student. Er studierte Architektur und nebenbei noch etwas Geschichte. Und da er mit dem monatlichen Scheck seiner Eltern mehr schlecht als recht auskam, blieb ihm nichts anderes übrig, als in den Semesterferien zu arbeiten. Hubert arbeitete als Fremdenführer. Er kommentierte die Stadtrundfahrten, die täglich für Touristen und auswärtige Besucher in den Autobussen der Städtischen Verkehrsbetriebe unternommen wurden. Auf diese Art und Weise konnte er seine Kenntnisse über die gut erhaltenen alten Kapellen, Bürgerhäuser, Kirchen und Denkmäler der Stadt loswerden. So hatte er auf alle Fälle das Gefühl, nicht umsonst zu studieren. Es war an einem Mittwoch. Hubert stand neben dem Autobus, in dem die Rundfahrt stattfinden sollte, und wartete auf Kundschaft. Der Busfahrer stand ein wenig abseits, blätterte ab und zu gelangweilt eine Seite seiner Zeitung um und wartete ebenfalls. In einer Viertelstunde sollte die Rundfahrt beginnen, und bisher hatten sich nur acht Interessenten für die Sehenswürdigkeiten der Stadt eingefunden. Etwas verlassen saßen sie in dem Bus, der über vierzig Passagiere fasste. Eine Dame erregte Huberts Aufmerksamkeit. Sie war offensichtlich um die Jahrhundertwende geboren und schien ein sehr eigenwilliges Leben zu führen. Sie war in Schwarz gekleidet, trug altmodische Knöpfelschuhe, einen riesigen schwarzen Hut mit Schleier und dazu ein großes gehäkeltes Schultertuch. Sie spazierte auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig des Busbahnhofs auf und ab, wobei sie ihre schon etwas abgegriffene Handtasche kampflustig baumeln ließ. Hubert fasste sich ein Herz und ging zu ihr hinüber. »Verzeihung!« sagte er. »Vielleicht wünschen gnädige Frau, eine Rundfahrt mitzumachen, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt kennenzulernen?« Worauf die Dame Hubert missbilligend von oben bis unten musterte. Schließlich verkündete sie hoheitsvoll: »Junger Mann, ich bin eine der Sehenswürdigkeiten dieser Stadt!«
Mit einer halben
Stunde Verspätung kam sie zu dem vereinbarten Treffpunkt im Stadtpark. Er hatte
sich bereits von der Parkbank, auf der er gewartet hatte, erhoben und sich zum
Fortgehen gewendet, als sie endlich auftauchte. Ihr Gesicht drückte Besorgnis
aus.
»Was ist geschehen?«,
fragte er. »Hast du dich wieder mit deinem Vater gestritten?«
Die junge Frau
nickte bedrückt. »Ja. Vater hat mir wieder vorgeworfen, dass ich auf einen
Mitgiftjäger hereingefallen bin. Er kann es einfach nicht glauben, dass ich
dich wirklich liebe. Er nimmt immer noch an, dass du es nur auf die riesige
Erbschaft abgesehen hast, die ich einmal antreten werde, wenn Vater stirbt.«
»Irgendwie kann ich
die Haltung deines Vaters verstehen!«, sagte der junge Mann und legte seinen
Arm um die schmalen Schultern des Mädchens. »Er hat sich in jahrelanger,
mühevoller Arbeit zu einem der wohlhabendsten Bürger unserer Stadt
emporgearbeitet. Ihm gehören verschiedene Fabriken und ein großes Haus am
Stadtrand. Und nun befürchtet er, dass das alles nach seinem Tod – wenn du es
erbst – in Hände fallen könnte, die es nicht verdient haben!« Er zog sie an
sich und sah sie lange an. »Aber du musst mir eines versprechen, Liebes. Du
darfst nicht glauben, was dein Vater über mich sagt. Ich möchte dich so schnell
wie möglich heiraten, weil ich dich liebe – und nicht, weil du eine reiche
Erbin bist. Das darfst du nie vergessen. Versprichst du mir das?«
»Das kann ich dir
sogar leicht versprechen!«, erwiderte sie mit einem erleichterten Unterton in
der Stimme. »Vater hat sich nämlich entschlossen, mich zu enterben!«
»Was?«, stieß er
hervor.
»Als ich ihm klar
und deutlich sagte, dass ich dich um jeden Preis heiraten werde, hat er sofort
seinen Rechtsanwalt zu sich bestellt. Ich werde keinen Pfennig von seinem
Vermögen erben, weil alles in eine wohltätige Stiftung übergeht. Zuerst hielt
ich das für einen verrückten Vorschlag, bis ich dann herausfand, dass es die
einzige Lösung ist. Jetzt können wir endlich...«
»Er hat dich
enterbt?«, stammelte der junge Mann fassungslos. »Und du willst, dass wir
heiraten?«
»Aber ja!«,
erwiderte sie.
»Und wovon sollen
wir leben?« wollte er wissen. »Ich verdiene nicht viel...«
»Wir werden schon
zurechtkommen!«, sagte sie optimistisch. »Gehen wir morgen zum Standesamt und
bestellen das Aufgebot?«
Er sah sie an und
nahm ihre Hand. »Ich glaube«, sagte er dann langsam, »wir sollten es nicht
übereilen. Wir müssen alles genau überlegen. Es ist eine schwerwiegende
Entscheidung. Überhaupt jetzt, wo dein Vater sein Testament ändert...«
»Ich habe dich
schon verstanden«, sagte die junge Frau bitter. »Du hast in mir nur die reiche
Erbin gesehen – wirklich geliebt hast du mich nicht. Mein Vater hatte von
Anfang an recht. Er hat sein Testament nie geändert, das war nur eine Prüfung,
vor die ich dich gestellt habe. Ich wollte endlich Klarheit haben, ob du mich
nur um meiner selbst oder meines Geldes wegen liebst. Und jetzt habe ich die
Antwort gefunden.« Sie wandte sich auf dem Absatz um und ging mit schnellen, sicheren Schritten davon.
Die Einordnung der Kriminalromane des Autorenteams Karr & Wehner durch Kritik und Literaturwissenschaft
Einleitung: Karr & Wehner – Ein Autorenteam im Fokus der deutschen Kriminalliteratur
Hanns-Peter Karr, der unter dem Pseudonym H. P. Karr schreibt und dessen bürgerlicher Name Reinhard Jahn ist, und Walter Wehner bilden ein bemerkenswertes Autorenduo, das seit 1988 aktiv ist und sich als feste Größe in der deutschen Kriminalliteratur etabliert hat. Ihre gemeinsame Arbeit umfasst Kriminalromane, Kurzgeschichten und eine Vielzahl von Kriminalhörspielen. Eine besondere Bekanntheit erlangte dabei ihre "Gonzo"-Tetralogie, die von Lesern und Kritik gleichermaßen positiv aufgenommen wurde. Die langjährige und vielseitige Schaffensperiode des Duos, die sich über Romane, Kurzgeschichten und Hörspiele erstreckt, deutet auf eine substanzielle und nachhaltige Präsenz in der deutschen Krimiszene hin. Die kontinuierliche Veröffentlichung von Werken über mehr als drei Jahrzehnte hinweg, die verschiedene Medienformen wie Bücher und Radio bedienen, signalisiert, dass Karr & Wehner keine einmaligen Erscheinungen sind, sondern eine konstante und sich entwickelnde Kraft in der deutschen Kriminalliteratur. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer detaillierten kritischen und akademischen Betrachtung ihres Gesamtwerks.
Dieser Bericht wird die vielschichtige Einordnung der Werke von Karr & Wehner durch die Literaturkritik und die Literaturwissenschaft detailliert beleuchten. Ziel ist es, ihre spezifischen Beiträge, genretypologischen Merkmale, thematischen Schwerpunkte und ihre Stellung im Kontext der deutschen Kriminalliteratur umfassend zu analysieren.
I. Die kritische Rezeption: Stimmen aus Presse und Medien
Anerkennung und Auszeichnungen
Karr & Wehner haben für ihre Werke eine Reihe renommierter Auszeichnungen erhalten, die ihre Qualität und ihren Stellenwert in der deutschen Krimiszene unterstreichen. Bereits ihre erste gemeinsame Story "Nachtfahrt" wurde 1988 mit dem Walter Serner Preis des SFB ausgezeichnet. Es folgten der Literaturpreis der Stadt Aachen/Walter Hasenclever-Preis 1989 für die Kriminalstory "Angela, mein Engel" und im gleichen Jahr der Literaturpreis Ruhrgebiet/Förderpreis für die Story "Berbersommer". Ein Höhepunkt ihrer Auszeichnungen war der Glauser-Preis 1996 in der Kategorie "Bester Roman" für "Rattensommer". Die Autoren selbst betonten, dass diese Bestätigung durch die Kollegen "schwerer wiegen [würde] als die Umsatzzahlen". Auch in jüngerer Zeit wurden sie weiterhin ausgezeichnet, so erhielten sie 2012 den Ersten Preis im Kurzgeschichtenwettbewerb neobooks für "Rania" und 2018 den Friedrich-Glauser-Preis für die Beste Krimi-Kurzgeschichte für "Hier in Tremonia".
Die wiederholte Verleihung hochrangiger Auszeichnungen, darunter mehrfache Glauser-Preise, zeugt von einer anhaltend hohen kritischen Anerkennung über Jahrzehnte hinweg und über verschiedene literarische Formate (Romane, Kurzgeschichten) hinweg. Der Glauser-Preis, insbesondere, ist eine der wichtigsten Auszeichnungen im deutschsprachigen Krimibereich und wird von Autorenkollegen vergeben. Diese systematische Anerkennung durch Fachjurys und Kollegen ist ein starkes Indiz für die literarische Qualität und den Einfluss ihres Werkes, der über bloße Verkaufszahlen hinausgeht und ihre Position als maßgebliche Stimmen im Genre untermauert.
Die Kritik hebt den unverwechselbaren Stil von Karr & Wehner hervor, der oft als "rotzig-flott" , "schnodderig" und "flapsig" beschrieben wird. Diese konsistenten stilistischen Beschreibungen durch verschiedene Kritiker deuten auf eine bewusste und kohärente stilistische Wahl hin, die Karr & Wehner von anderen abhebt. Prof. Dr. Erhard Schütz, ein anerkannter Literaturwissenschaftler, charakterisiert ihre Sprache als "lakonisch", die sich der Umgangssprache bedient, ohne sich damit gemein zu machen, und den "allgemeinen Zynismus aufbricht". Schütz's tiefgehende Analyse verdeutlicht, dass dieser Stil nicht nur informell ist, sondern eine literarische Funktion erfüllt: Er ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichem Zynismus und verleiht ihren Werken eine unverwechselbare "hardboiled"-Ästhetik. Diese differenzierte Beschreibung als "lakonisch" geht über eine oberflächliche Beobachtung hinaus und erklärt, wie dieser Stil eine Brücke zwischen Alltagssprache und literarischem Anspruch schlägt, um eine kritische Haltung zu vermitteln. Dies zeigt, dass ihr Stil nicht nur unterhaltsam, sondern auch funktional und thematisch relevant ist, was ihre literarische Qualität untermauert. Ihre Schreibe wird zudem als "temporeich und unangestrengt" gelobt.
Thematische Schwerpunkte und Milieustudien
Karr & Wehners Romane sind für ihre präzisen "Milieustudien der Großstadt," insbesondere des Ruhrgebiets, bekannt. Sie thematisieren "vom Leben und vom Überleben in der Großstadt" und die Herausforderungen, denen sich ihr Held "in der Medienwelt durchschlagen muß". "Rattensommer" illustriert die Bandbreite ihrer Themen, darunter "Mordserie an Mädchen, Frauenhandel, Pornofilme bis hin zum Snuff-Movie, Gänsereiten, Tierversuche, Militante Tierschützer, Inkassounternehmen, Alt- und Neonazis, Korrupte". Die Autoren selbst benennen "Leben und Überleben in der Großstadt" und die "Medienwelt" als zentrale Themen. Die Inhaltsangabe von "Rattensommer" liefert konkrete Beispiele für die Härte und Brisanz dieser Themen. Die Kritik lobt ihre Fähigkeit, "Zeit und Zeitgeist exakt zu treffen und detailliert darzustellen" und dabei "Skandalthemen unserer Zeit" geschickt zu verarbeiten. Diese thematische Konsistenz in Verbindung mit ihrem Stil zeigt eine klare Absicht, das Kriminalgenre als Medium für gesellschaftliche Kommentare zu nutzen, was ein Merkmal anspruchsvoller Kriminalliteratur ist. Die Kombination eines "hardboiled"-Stils mit der detaillierten Auseinandersetzung mit "Skandalthemen unserer Zeit" und einer präzisen Milieustudie des Ruhrgebiets positioniert Karr & Wehners Werk eindeutig im Bereich der sozialkritischen Kriminalliteratur. Die explizite Nennung düsterer und gesellschaftlich relevanter Themen in "Rattensommer" unterstreicht ihre Bereitschaft, die ungemütlichen Realitäten des urbanen Lebens zu beleuchten, was der "hardboiled"-Tradition der Gesellschaftskritik entspricht.
Figurenzeichnung: "Gonzo" Gonschorek
Der zentrale Protagonist ihrer Romane, der freie Videoreporter Heinrich "Gonzo" Gonschorek, wird als "zynischer Asphaltcowboy" und "erfrischend abgebrühter Held" beschrieben. Gonzo verkörpert den "hardboiled"-Detektivtypus im deutschen Kontext. Sein Zynismus, der aus den rauen Realitäten der Medienwelt und dem Kampf ums Überleben in der Stadt resultiert, spiegelt den "abgebrühten Privatdetektiv" wider, ist aber zeitgemäß und medienkritisch adaptiert. Sein Zynismus wird von Ralf Koss als authentisch und nicht nur als "literarische Attitüde" wahrgenommen, da er aus der detailliert eingefangenen "Lebenswirklichkeit" der Medien und Straßen des Ruhrgebiets entspringt. Gonzo ist ständig auf der Jagd nach "einschaltquotensteigernden Sex-and-Crime-Bildern" für das Privatfernsehen und muss sogar Pornofilme filmen, um seine Finanzlöcher zu stopfen. Seine moralisch ambivalenten Handlungen verstärken seinen Status als "amoralischer Protagonist," dessen Darstellung jedoch eine "aufklärerische Moral" vermittelt , was auf eine kritische Distanz und implizite Gesellschaftsanalyse durch die Figur hindeutet. Die Figur des Gonzo ist der Dreh- und Angelpunkt der Romane. Die kritischen Beschreibungen passen exakt zur Definition des "hardboiled" Archetyps. Gonzos Beruf als Videoreporter ist eine direkte Umsetzung des Interesses der Autoren an der "Medienwelt". Die Wahrnehmung seines Zynismus als authentisch und die Zuschreibung einer "aufklärerischen Moral" trotz seiner Amoralität zeigen die Komplexität und den kritischen Gehalt der Charakterzeichnung.
Rezeption ihrer Hörspiele
Neben ihren Romanen sind Karr & Wehner auch für ihre zahlreichen Kriminalhörspiele bekannt, die sie in den 1990er Jahren für den WDR schrieben. Ihr Hörspiel "Straße frei" wird von der Kritik als "realistisches Polizeistück" eingestuft, das Themen wie Polizeikorruption, soziale Probleme und Bandengewalt behandelt. "Siebzehn gewinnt" ist eine "Krimi-Komödie in vier Verwaltungsakten" und ein "Verwaltungskrimi," der sich mit Bürokratie, Datenzugriff und dem Missbrauch von Wissen auseinandersetzt. Es gilt als eine ihrer erfolgreichsten Hörspielproduktionen. Ihr Erfolg im Bereich der Hörspiele, insbesondere mit Werken wie einem "realistischen Polizeistück" und einer "Krimi-Komödie" , demonstriert ihre Vielseitigkeit innerhalb des Kriminalgenres und ihre Fähigkeit, ihre thematischen Anliegen (Gesellschaftskritik, urbanes Leben, Bürokratie) erfolgreich in verschiedene Medienformen zu übertragen. Dies erweitert ihren kritischen Fußabdruck über gedruckte Romane hinaus und unterstreicht ihr Engagement in einem wichtigen, wenn auch akademisch oft unterbeleuchteten, Bereich der deutschen Krimimedien.
II. Literaturwissenschaftliche Einordnung und Analyse
Verortung im Genre des deutschen Kriminalromans
Die deutsche Kriminalliteratur blickt auf eine lange Tradition zurück, die seit dem 19. Jahrhundert stark von internationalen Vorbildern beeinflusst wurde. Karr & Wehner sind Teil einer "nachholenden Modernisierung" der deutschsprachigen Kriminalliteratur, die seit den 1980er Jahren stattfindet. Diese Bewegung zeichnet sich durch das Experimentieren mit "neuartigen Erzählstoffen, -motiven und -weisen" aus, um sich der internationalen Kriminalliteratur anzunähern. Hanns-Peter Karr (Reinhard Jahn) ist selbst ein anerkannter Experte des Genres, als Mitbegründer des Bochumer Krimi Archivs und Autor des "Lexikon der deutschen Krimi-Autoren". Walter Wehner ist zudem promovierter Germanist. Diese Hintergründe verleihen dem Duo eine einzigartige Meta-Perspektive auf die Entwicklung und Struktur der deutschen Kriminalliteratur. Karr & Wehner sind nicht nur Autoren
innerhalb des deutschen Kriminalgenres, sondern agieren auch als dessen bewusste Gestalter und Kommentatoren. Karrs Rolle als Genrehistoriker und Archivar sowie Wehners germanistischer Hintergrund zeigen ein tiefes, informiertes Engagement mit der Genre-Evolution. Dies ermöglicht es ihnen, bewusst zur "Modernisierung" beizutragen und ihre Werke gezielt innerhalb oder gegen bestehende Traditionen zu positionieren, was sie zu intellektuell signifikanten Figuren im akademischen Diskurs über die deutsche Kriminalliteratur macht.
Diskussion der "hardboiled"-Typologisierung
Die Jury des Glauser-Preises 1996 stellte fest, dass ihr Krimi das Prädikat "deutscher hardboiled Krimi" "vertragen dürfte". Die Autoren selbst stimmen dieser Typologisierung zu und sehen sie als Ausdruck der Härte des Lebens und der Notwendigkeit, sich in der Großstadt und Medienwelt durchzuschlagen. Sie grenzen sich explizit von "kuscheligen Katzen" oder "Tüftel- und Ratekrimis" ab , was eine bewusste Abkehr von traditionellen "Whodunnit"-Formen darstellt. Die "Gonzo"-Romane "kannibalisierten" frühere Gonzo-Stories "im Sinne von Raymond Chandler" , was eine direkte literarische Referenz zum amerikanischen Hardboiled-Meister darstellt. Der Hardboiled-Stil, der in Deutschland historisch weniger dominant war als der Rätselkrimi , wird durch Karr & Wehner mit einem zynischen, realistischen und flapsigen Ton erfolgreich in den deutschen Kontext übertragen. Karr & Wehner spielen eine entscheidende Rolle bei der Etablierung und Legitimierung des "hardboiled"-Subgenres innerhalb der deutschen Kriminalliteratur. Ihre explizite Selbstidentifikation mit diesem Stil und die stilistische Referenz an Chandler zeigen einen bewussten Versuch, eine historisch weniger verbreitete , aber gesellschaftskritisch prägnante Form der Kriminalliteratur zu adaptieren und zu etablieren. Dies ist ein zentraler Aspekt ihres "modernisierenden" Beitrags, der die deutsche Kriminalliteratur hin zu einem schärferen Realismus und weg von rein intellektuellen Rätseln bewegt.
Auseinandersetzung mit dem Begriff des "Regionalkrimis"
Obwohl ihre Krimis im Ruhrgebiet spielen und das "Revier-Milieu" detailliert schildern , lehnen Karr & Wehner die Bezeichnung "Regionalkrimi" für ihre Werke ab. Sie argumentieren, dass der Spielort organisch gewählt sei ("wo wir uns einigermaßen auskennen") und nicht als "Kalkül oder Konzept". Sie ziehen Parallelen zu Edgar Wallace's London oder Raymond Chandler's Los Angeles, die ebenfalls nicht als "Regionalkrimis" bezeichnet würden. Die Literaturwissenschaft und Kritik tendieren dazu, den "Regionalkrimi" oft als "Marketing-Label" von "geringer Qualität" einzustufen , obwohl er ein populäres Phänomen ist. Akademische Arbeiten wie "Der Regionalkrimi: Ausdifferenzierungen und Entwicklungstendenzen" zeigen jedoch ein wachsendes wissenschaftliches Interesse an diesem Subgenre. Die Ablehnung des "Regionalkrimi"-Etiketts durch Karr & Wehner, trotz ihrer starken regionalen Verankerung, ist als strategische literarische Aussage zu verstehen. Sie positionieren sich damit gegen die wahrgenommene Kommerzialisierung und qualitative Verwässerung, die oft mit dem Begriff assoziiert wird. Ihr Argument für eine organische Wahl des Schauplatzes und der Vergleich mit internationalen Meistern legen nahe, dass sie universelle Themen in spezifischen lokalen Realitäten verankern wollen, wodurch ihre Werke über den typischen "Regiokrimi" hinausgehen und zur "wachsenden Klasse" des Genres beitragen. Die explizite Ablehnung des Begriffs "Regionalkrimi" durch die Autoren steht im Kontrast zur kritischen Wahrnehmung des "stimmigen Revier-Milieus". Dieser Widerspruch ist aufschlussreich und zeigt, dass die Autoren implizit eine differenziertere Betrachtung von Regionalität in der Literatur fordern, die den Schauplatz als integralen Bestandteil der Thematik und Charakterentwicklung versteht und nicht als bloße Kulisse für den Massenmarkt.
Analyse spezifischer Werke und Reihen (Das "Gonzo"-Quartett)
Die "Gonzo"-Serie ist als Quartett konzipiert und umfasst die Titel "Geierfrühling" (Teil 1), "Rattensommer" (Teil 2), "Hühnerherbst" und "Bullenwinter". "Rattensommer" wird von Thomas Przybilka als "rasanter Krimi, perfekt und rund, ohne Längen und schwermütige Philosophie" beschrieben. Der Inhalt des Romans, mit seinen düsteren und gesellschaftlich relevanten Themen wie Mordserien, Frauenhandel, Snuff-Movies und Neonazis , unterstreicht den "hardboiled" Charakter und die ausgeprägte soziale Kritik. Andreas Ammer würdigte den Abschlussband "Bullenwinter" als das Ende "eines Stück[s] deutsche[r] Krimikunst," was die hohe literarische Wertschätzung der gesamten Serie belegt. Die "Gonzo"-Tetralogie ist das Aushängeschild von Karr & Wehners Werk, das ihre "hardboiled"-Ästhetik und thematische Tiefe exemplarisch verkörpert. Die kritische Anerkennung für das Tempo und die Abwesenheit "schwermütiger Philosophie" weist auf einen direkten, wirkungsvollen Erzählstil hin, der typisch für Hardboiled-Fiction ist. Die dunklen Themen von "Rattensommer" bestätigen ihr Engagement für die Erkundung des gesellschaftlichen Unterbauchs und festigen ihre Position als Autoren sozialkritischer Kriminalliteratur. Ammers Charakterisierung als "Stück deutsche Krimikunst" hebt die Serie auf ein hohes literarisches Niveau.
Betrachtung ihrer Hörspiele im Rahmen der Germanistik und Medienwissenschaft
Walter Wehner ist promovierter Germanist , was seine Fähigkeit zur literaturwissenschaftlichen Reflexion und zur Gestaltung komplexer Erzählstrukturen untermauert. Die Forschung zu Kriminalhörspielen wird in der Germanistik als "Desiderat" (noch zu erforschendes Gebiet) bezeichnet , obwohl das Genre seit Jahrzehnten beliebt und verbreitet ist. Dies bedeutet, dass Karr & Wehners umfangreiches Hörspiel-Œuvre eine wichtige, aber potenziell unterbeleuchtete Quelle für die medienwissenschaftliche und literaturwissenschaftliche Forschung darstellt. Die Kombination von Walter Wehners akademischem Hintergrund und dem akademischen "Desiderat" bezüglich Kriminalhörspielen offenbart eine Forschungslücke, die durch das Werk von Karr & Wehner geschlossen werden könnte. Ihr Erfolg in diesem Medium, insbesondere mit "realistischen Polizeistücken" , deutet darauf hin, dass sie Pioniere in einem Bereich sind, den die akademische Forschung noch nicht vollständig erschlossen hat. Dies impliziert, dass eine umfassende akademische Bewertung ihres Werkes einen interdisziplinären Ansatz erfordert, der Medienwissenschaft und Literaturanalyse integriert.
Spezifische literaturwissenschaftliche Kommentare
Prof. Dr. Erhard Schütz, ein anerkannter Germanist und Literaturwissenschaftler, analysiert ihre Geschichten als "gute und nicht einfach Kriminalgeschichten," weil sie "über ein tagtägliches Verbrechen der Gesellschaft an sich selber schreiben". Schütz lobt ihre "lakonische" Sprache, die sich der Umgangssprache bedient, aber deren Zynismus aufbricht, und betont die "aufklärerische Moral" ihrer amoralischen Protagonisten. Schütz's akademische Bewertung bietet eine entscheidende literaturtheoretische Perspektive, die über bloße Inhaltszusammenfassungen hinausgeht und die tiefere soziale Funktion und stilistischen Nuancen ihres Werks analysiert. Seine Betonung des "Verbrechens der Gesellschaft an sich selber" und der "aufklärerischen Moral" bestätigt den sozialkritischen Aspekt ihres "hardboiled"-Ansatzes und positioniert sie als Autoren, die das Genre zur Gesellschaftskritik nutzen, was dem breiteren Zweck der Kriminalliteratur entspricht. Schütz's Kommentare stammen explizit aus einer akademischen Publikation ("3. Autorenreader") und von einem "Prof. Dr.", was ihnen erhebliches Gewicht verleiht. Seine Interpretation, dass ihre Werke "Verbrechen der Gesellschaft an sich selber" thematisieren, hebt sie über reine Unterhaltung hinaus und verortet sie im Kontext der Kriminalliteratur als Medium der Gesellschaftskritik. Seine detaillierte stilistische Analyse ("lakonisch," Aufbrechen des Zynismus, "aufklärerische Moral") liefert konkrete akademische Begriffe zur Beschreibung ihrer einzigartigen Stimme und thematischen Tiefe.
III. Synthese und Fazit: Karr & Wehners Beitrag zur deutschen Kriminalliteratur
Zusammenfassung der wichtigsten Einordnungen und Merkmale
Karr & Wehner sind als Autorenteam fest in der deutschen Kriminalliteratur etabliert, was durch zahlreiche Auszeichnungen, insbesondere den Glauser-Preis, belegt wird. Ihr Stil ist geprägt von einer "hardboiled"-Ästhetik, die sich durch eine "rotzig-flotte," "schnodderige" und "lakonische" Sprache auszeichnet. Sie lehnen "kuschelige Katzen" und "Tüftel- und Ratekrimis" ab und positionieren sich bewusst in der Tradition Raymond Chandlers. Thematisch bieten ihre Werke, allen voran die "Gonzo"-Tetralogie, eine realistische und oft düstere "Milieustudie" des Ruhrgebiets und der Medienwelt, die "Skandalthemen unserer Zeit" aufgreift und als "aufklärerische Moral" dient. Sie sind auch bedeutende Akteure im Bereich der Kriminalhörspiele, wo sie ebenfalls kritische und erfolgreiche Werke geschaffen haben.
Diskussion ihrer Innovationskraft und ihres Einflusses auf das Genre
Durch ihre bewusste Adaption des "hardboiled"-Stils und ihre Ablehnung des "Regionalkrimi"-Etiketts tragen Karr & Wehner maßgeblich zur "nachholenden Modernisierung" der deutschen Kriminalliteratur bei. Sie zeigen, dass regionale Verankerung nicht zwangsläufig zu qualitativer Einschränkung führen muss, sondern eine Basis für tiefgehende soziale Kommentare sein kann. Die einzigartige Kombination von Walter Wehners germanistischer Expertise und Hanns-Peter Karrs umfassendem Wissen über die deutsche Krimiszene ermöglicht eine intellektuell fundierte und stilistisch prägnante Auseinandersetzung mit dem Genre, die über reine Unterhaltung hinausgeht und die Komplexität des modernen Kriminalromans als Spiegel gesellschaftlicher Abgründe nutzt. Ihre Innovationskraft liegt in der erfolgreichen Überbrückung der Kluft zwischen populärer Genreliteratur und literarischem Tiefgang. Sie demonstrieren, dass der "hardboiled"-Realismus erfolgreich in den deutschen Kontext übertragen und adaptiert werden kann, um scharfe Gesellschaftskritik zu üben und gleichzeitig eine hohe narrative Qualität zu bewahren. Ihre Doppelrolle als Praktiker und Theoretiker (Karr als Archivar/Lexikograph, Wehner als Germanist) verleiht ihnen eine einzigartige Position, die Entwicklung des Genres sowohl zu beeinflussen als auch zu reflektieren.
Ausblick auf ihre dauerhafte Stellung in der deutschen Kriminalliteratur
Die "Gonzo"-Serie wird bereits als "ein Stück deutsche Krimikunst" gewürdigt , was auf eine bleibende Relevanz und einen kanonischen Status hindeutet. Ihre Werke dienen als Beispiel für die Fähigkeit des Kriminalromans, gesellschaftliche Entwicklungen kritisch zu spiegeln und menschliche Abgründe auszuloten. Trotz des akademischen "Desiderats" bei Kriminalhörspielen ist ihr substanzieller Beitrag in diesem Bereich von großer Bedeutung und verdient weitere literatur- und medienwissenschaftliche Aufmerksamkeit, was ihre langfristige Relevanz für die Forschung sichert. Karr & Wehners Vermächtnis wird voraussichtlich nicht nur aufgrund ihrer fesselnden Erzählungen Bestand haben, sondern auch wegen ihrer intellektuellen Rigorosität und ihrer Rolle bei der Gestaltung des modernen deutschen Kriminalromans. Ihr Werk bietet fruchtbaren Boden für fortgesetzte akademische Studien, insbesondere in interdisziplinären Feldern, die Literatur- und Medienwissenschaft verbinden, und festigt so ihre langfristige Bedeutung.