Freitag, 2. April 2021

Abschied ins Glück

Abschied ins Glück

Lovestory von Mara Mainau

Das Schiff lief in den Hamburger Hafen ein. Am Kai drängten sich die Menschen. Die Leinen wurden festgemacht und die Gangways herausgefahren. Während der vergangenen Tage hatte Helga sich vor diesem Augenblick gefürchtet. Jetzt waren die Tage romantischer Verliebtheit vorbei, morgen begann der Alltag des Lebens wieder.
   Und Peter? Er stand zwar neben ihr an der Reling, als die Gangway angelegt wurde - doch er war ihr irgendwie fremder geworden. War es die Angst vor dem Abschied? Er würde bald nichts anderes mehr sein als eine schöne Erinnerung, an die man in einer einsamen Stunde zurückdenken konnte. Sie hatten zusammen geträumt - nun war die Wirklichkeit wieder da.
   Plötzlich entstand unten am Fuß der Gangway Gedränge. Und dann hörte sie jemanden rufen: »Helga - hallo - hier bin ich!«
   Sie starrte in die Menschenmenge und glaubte ihren Augen nicht zu trauen: Dort unten stand Klaus! Klaus, dessentwegen sie geflohen war. Vor dem sie sich fürchtete.
   Er winkte ihr zu, sie stolperte die Treppe hinunter. Dann stand sie ihm gegenüber. Er war noch ganz der alte, sein Gesicht war hart und männlich, seine Augen versteckte er unter einer großen, dunklen Sonnenbrille.
   »Ich habe in deiner Firma angerufen«, sagte er. »Zuerst wollte man mir nicht verraten, wo du bist, doch dann hat eine von den Sekretärinnen mir gesagt, dass du heute hier ankommen wirst. Kriege ich denn keinen Kuss?«
   Helga spürte den Druck seiner Hand auf ihrem Arm und sah ihn an. War das der Mann, den sie vor vier Monaten noch mit bewundernden Blicken angesehen hatte? Wie hatte sie nur den zynischen, ja beinahe brutalen Zug um seine Mundwinkel übersehen  können, seine Selbstherrlichkeit?
   »Nun komm schon!«, drängte Klaus. Doch Helga entzog sich ihn.
   »Las mich!«, sagte sie. »Ich möchte dich nicht mehr sehen!«
   Ihre Blicke suchten die Gangway, tasteten die Reling ab, suchten nach Peter. Erst in diesem Augenblick wurde ihr bewusst, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte.
   »Na, dann eben nicht!«, hörte sie Klaus! Stimme neben sich, dann verschwand er im Gedränge.
   Helga stand wie benommen da. Einerseits spürte sie eine grenzenlose Erleichterung. Ich brauche nicht mehr zu fliehen, dachte sie. Die Angst war vorbei. Andererseits erfüllte sie eine schmerzen de Leere: Hatte Peter diese Szene beobachtet, war er gegangen, nachdem er sie zusammen mit Klaus gesehen hatte?
   »Da bist du ja!«, hörte sie plötzlich Peters Stimme neben sich. Und dann: »Das war - er, nicht wahr? Der Mann, der dir wehgetan hatte?«
   Helga nickte. »Ja. Aber er kann mir nicht mehr wehtun«, sagte sie und sah ihn an. »Nur eines hätte mir wirklich wehgetan - wenn du ohne Abschied gegangen wärst, Peter.«
   »Ich möchte mich aber gar nicht von dir verabschieden!«, antwortete er und zog sie sanft an sich. »Ich möchte, dass wir zusammenbleiben, Helga!
   Und dann küssten sie sich wie zwei Liebende, die dich nach langem Suchen endlich und endgültig wiedergefunden hatten.






Alles nur aus Liebe – Band 2
Geschichten aus dem wahren Leben

Aufgezeichnet von Mara Mainau
Erneut hat Mara Mainau zwei Dutzend bewegende Lebens- und Liebesgeschichten aufgezeichnet und in diesem Sammelband zusammengestellt. Es sind nicht nur romantische Lovestories und offene Bekenntnisse, es sind oft auch dramatische Schicksalsberichte. Hier erzählen Frauen offen und ehrlich von den wichtigsten, entscheidenden und emotionalsten Phasen ihres Lebens. Es sind Geschichten über die Kraft der Liebe und die Macht des Schicksals.
Ebook bei amazon

»Meine Mutter verführte meinen Mann.«

Meine Mutter fand meinen zukünftigen Mann nett. Was sie wirklich darunter verstand, das fand ich erst heraus, als es schon zu spät war. Aus meiner Mutter war eine Rivalin geworden.

»Ich habe meinen Mann in den Tod getrieben.«

Ich wollte doch nur das Beste - für meinen Mann, für mich, für unsere Ehe. Doch erst als es zu spät war, begriff ich, dass ich Thorwald mit meinen Ansprüchen in den Tod getrieben habe.




Der Morgen davor

Von Ralph Petersen

   
Ferienzeit, Reisezeit. Heute morgen, um zehn Uhr soll es losgehen. Der Flug in den Süden hebt im 10.15 Uhr ab. Und schon Stunden vorher herrscht die große Reiseaufregung.
   »Betty, hast du auch meinen Strandball eingepackt?«, quengelt Thomas.
   »Blödmann, wir fahren in die Berge, da gibt es keinen Strand!«, belehrt ihn seine Schwester altklug.
   »Ich will aber meinen Strandball mitnehmen. Ohne meinen Strandball fahre ich nicht mit. Dann bleibe ich einfach zu Hause.«
   »Mutti, Thomas will nicht mitfahren!«
   Die Mutter bereitet gerade den Reiseproviant vor. »Aber Thomas!«, stöhnt sie. »Wir haben deinen Strandball doch schon eingepackt!«
   »Was soll er denn mit seinem blöden Strandball?«, brüllt Betty. »Dann will ich auch mein Puppenhaus mitnehmen!«
   Die Mutter streicht sich mit einem gequälten Lächeln das Haar aus der Stirn. Sie sieht den Vater, der seelenruhig am Frühstückstisch sitzt und die Morgenzeitung liest.
   »Robert, sag den Kindern endlich, sie sollen aufhören!«
   »Sofort!«
   »Nicht sofort sondern gleich. Es ist halb neun, Robert! Mein Gott, wie kannst du nur so seelenruhig dasitzen?«
   »Wir haben doch noch Zeit!«
   »Zeit? Ich muss noch das Handgepäck fertigmachen. Dann muß ich noch abwaschen und die Küche aufräumen! Und die Betten machen...«
   Die Zeit vergeht. »Robert, hilf mir doch bitte! Es ist kurz vor zehn und ich bin völlig mit den Nerven herunter!«
   »Ruhig, meine Liebe, immer mit der Ruhe. Was ist denn noch zu erledigen?«
   »Ist das Wasser abgestellt?«
   »Ich war eben im Keller und habe den Haupthahn abgedreht!«
   »Hast du überhaupt deine Zeitung abbestellt?«
   »Schon vor drei Wochen habe ich dort bescheid  gesagt!«
   »Die Milch? Und die Brötchen?«
   »Alles abbestellt!«
   »Haben wir jetzt alles beisammen - eins, zwei - drei Koffer. Thomas, das Gummitier kannst du nicht mitnehmen! Wo ist denn die Reisetasche?«
   »Weiß ich nicht, Mutti!«
   »Mein Gott, vier Minuten vor zehn - Robert, so tu doch etwas, wir kommen zu spät zum Flughafen! Wo hast du denn die Reisetasche hingestellt?«
   »Ich denke, du hast sie gepackt?«, wundert er sich.
   »Ich? Nein. Ich denke du...oh, jetzt ist es passiert. Wir haben den Flug verpasst, nur, weil du deine Reisetasche nicht gepackt hast!«
   »Keine Sorge!«, beruhigt er sie. »Weil es jedes Mal vor unserer Reise dasselbe ist, habe ich diesmal die Uhren in der Nacht alle eine Stunde vorgestellt. Es ist also erst neun Uhr und wir haben noch eine Menge Zeit, Liebes!«
   
  

Credits:
Mara Mainau: Abschied ins Glück
Ralph Petersen: Der Morgen davor
© by authors / R.Jahn
Published by krimiladen.blogspot.com
4/2021
Verbreitung nur mit Genehmigung

Keine Kommentare: