Organisation ist alles
Story von Michael Rolandt
Lis kam nach Hause. Staunend sah sie sich in der Küche um.
»Du hast meinen Kuchen mit Schokolade glasiert?«, fragte sie.
»Jawohl!«, sagte ich.
Sie strich über die Fensterbank und betrachtete ihr Spiegelbild in der blanken Scheibe.« Auch das Fenster hast du geputzt!« :
»Genau!«
Ihr Staunen wurde noch größer, als sie über die Regalbretter strich.« Und hier hast du auch saubergemacht? »
»In der Tat!«
»Sag! mal, hast du etwa auch die Fliesen poliert?«, erkundigte sie sich,
»Ja, ich habe auch die Fliesen poliert!« bestätigte ich.
»Und den Fußboden, den hast du aufgewischt, nicht wahr?«
»Ja, genau!«
Sie gab mir einen Kuss. Dann schnüffelte sie.« Und du hast auch noch ein Bad genommen! »
»Ja, ich habe auch noch gebadet!«, bestätigte ich.
»Und das alles, während ich nur eine Viertelstunde lang fort war!«
»Genau!«
»Du bist ein Schatz!«, sagte sie.« Doch warum das alles? »
»Damit du endlich einmal siehst, dass der ganze Haushalt viel weniger
Zeit in Anspruch nimmt, wenn man alles gut durchorganisiert!«, sagte
ich.
Oder hätte ich ihr etwa sagen sollen, dass ich vergessen
hatte, den Handmixer auszuschalten, bevor ich ihn aus der Schüssel hob,
in der ich die Schokoladencreme für den Kuchen geschlagen hatte?
Geschichten aus dem wahren Leben
Aufgezeichnet von Mara Mainau
Erneut hat Mara Mainau zwei Dutzend bewegende Lebens- und Liebesgeschichten aufgezeichnet und in diesem Sammelband zusammengestellt. Es sind nicht nur romantische Lovestories und offene Bekenntnisse, es sind oft auch dramatische Schicksalsberichte. Hier erzählen Frauen offen und ehrlich von den wichtigsten, entscheidenden und emotionalsten Phasen ihres Lebens. Es sind Geschichten über die Kraft der Liebe und die Macht des Schicksals.
Ebook bei amazon
»Meine Mutter verführte meinen Mann.«
»Ich habe meinen Mann in den Tod getrieben.«
Ich wollte doch nur das Beste - für meinen Mann, für mich, für unsere Ehe. Doch erst als es zu spät war, begriff ich, dass ich Thorwald mit meinen Ansprüchen in den Tod getrieben habe.Die Entscheidung
Lovestory von Mara Mainau
Sylvia
öffnete leise die Wohnungstür. Aus dem Wohnraum klang leise Musik. Auf
Zehenspitzen schlich Sylvia durch die Diele. Hans lag auf dem Bauch vor
dem Lautsprechern und studierte gerade ein dickes Buch. Ein Stapel
Blätter lag neben ihm auf dem Boden. Er hatte sich Notizen gemacht.
Zwischen den Zähnen hielt er einen Bleistift, während er sich mit
Zeigefinger und Daumen der rechten Hand nachdenklich das Ohrläppchen
rieb.
»Störe ich dich?« fragte sie.
Er hob den Blick und schien keineswegs überrascht, sie hier zu sehen.
»Aber nein, Liebes!«, sagte er und erhob sich‚ um sie in die Arme zu
nehmen. »Ich glaube, ich habe für heute genug für mein Studium
gearbeitet. Aber du machst so einen bekümmerten Eindruck - ist etwas
passiert?«
Sie legte den Kopf an seine Brust und spürte, wie seine Hand zärtlich über ihr Haar glitt.
»Ja!«, flüsterte sie. »Es ist etwas passiert. Du kennst doch meinen Vater …«
»Ja, deinen Vater!«, sagte Hans mit belegter Stimme. »Paul Krumm, einer
der reichsten und angesehensten Männer in der Stadt. Er bringt einem
armen, mittelosen Studenten wie mir wohl keine großen Sympathien
entgegen!«
»Er möchte, dass ich einen reichen Brauereierben
heirate!«, sagte sie. »Heute Morgen am Frühstückstisch hat er mir
gesagt, dass der junge Mann zum Wochenende zu uns kommt. Er wird bei uns
wohnen, damit wir uns näher kennenlernen können!«
»Und was hast du gesagt?«, fragte Hans.
»Ich habe ihm klargemacht, dass ich nur dich liebe, und dass ich dich
heiraten möchte, sobald du dein Examen bestanden hast! Und weißt du, wie
Vater dich daraufhin genannt: hat? Einen Mitgiftjäger! Für ihn bist du
nur ein Mann, der sich an die Erbin einer großen Firma und eines noch
größeren Vermögens herangemacht hat!
»Ich kann die Haltung deines
Vaters verstehen!«, entgegnete der junge Mann. »Er kann ja nicht wissen,
was ich für dich empfinde. Ich liebe dich, nicht das Geld, das du
irgendwann einmal haben wirst. Ich würde dich auch lieben, wenn du arm
wie eine Kirchenmaus wärst...«
»Vater ist daraufhin sehr wütend
geworden!«, fuhr Sylvia fort. »Als er erkannte, dass ich fest
entschlossen bin, zu dir zu halten, hat er seinen Rechtsanwalt
angerufen.«
»Seinen Rechtsanwalt?« Hans runzelte die Stirn »Wozu hat er das getan?«
»Er möchte heute Nachmittag sein Testament ändern. ›Wenn dieser Student
dich so eingewickelt hat‹, hat er gesagt,› dass du nicht mehr von ihm
loskommst, dann soll er nicht auch noch mein ganzes Vermögen in die
Hände bekommen, wenn ich einmal sterben sollte. Ich werde dich
enterben!‹ Er will in sein neues Testament schreiben, dass sein ganzer
Besitz und dir Firma nach seinem Tod in eine wohltätige Stiftung
übergeht. Nur, weil er verhindern möchte, dass eine reiche Frau
bekommst!«
»Aber Liebes!« Er sah sie erstaunt an. »Das ist doch
kein Grund, traurig zu sein. Jetzt können wir endlich unbelastet von
allem heiraten! Niemand wird mehr denken, dass ich es darauf abgesehen
habe, eine reiche Erbin zu heiraten. Denn ich liebe dich so, wie du
bist, Sylvia, ob du nun eine Million erbst oder nicht. Wir werden uns
eine eigene Existenz aufbauen. Ich werde für unser gemeinsames Glück
arbeiten... aber was ist denn, du weinst ja?«
»Verzeih mir!«,
flüsterte sie. »Für einen Augenblick hatte ich wirklich angenommen, dass
du dich von mir trennen würdest, wenn du die Neuigkeit erfährst.
Verzeih, dass ich gezweifelt habe!«
Credits:
Michael Rolandt: Organisation ist alles
Mara Mainau: Die Entscheidung
© by authors / R.Jahn
Published by krimiladen.blogspot.com
4/2021
Verbreitung nur mit Genehmigung
Keine Kommentare:
Neue Kommentare sind nicht zulässig.