Freitag, 2. April 2021

Gespräch im Park

 Gespräch im Park

Kurzroman von Mara Mainau

Mit einer halben Stunde Verspätung kam sie zu den vereinbarten Treffpunkt im Stadtpark. Er hatte sich bereits ungeduldig von der Parkbank erhoben, auf der er gewartet hatte, und sich zum Fortgehen  gewandt, als sie endlich auftauchte. Ihr Gesicht drückte Besorgnis aus.
   »Was ist geschehen?«, fragte er. »Hat es wieder Streit gegeben?«
   Die junge Frau nickte bedrückt. »Ja. Vater hat mir wieder vorgeworfen, dass ich auf einen Mitgiftjäger hereingefallen bin. Er kann es einfach nicht glauben, dass ich dich wirklich liebe. Er nimmt immer noch an, dass du es nur auf die riesige Erbschaft abgesehen. hast, die ich einmal antreten werde, wenn Vater stirbt.«
   »Irgendwie kann ich die Haltung deines Vaters verstehen!«, sagte der junge Mann und legte seinen Arm um die schmalen Schultern des Mädchens. »Er hat sich in jahrelanger, mühevoller Arbeit zu einem der wohlhabendsten Bürger unserer Stadt emporgearbeitet. Ihm gehören verschiedene Firmen und ein großes Haus am Stadtrand. Und nun befürchtet er, dass das alles nach seinem Tod, wenn du es erbst, in Hände fallen könnte, die es nicht verdient haben!« Er zog sie an sich und sah sie lange an. »Aber du musst mir eines versprechen, Liebes. Du darfst es nicht glauben, was dein Vater über mich sagt. Ich möchte dich so schnell wie möglich heiraten, weil ich dich liebe, und nicht, weil du eine reiche Erbin bist. Das darfst du nie vergessen, versprichst du mir das?« |
   »Das kann ich dir sogar leicht versprechen!«, erwiderte sie mit einem erleichterten Unterton in der Stimme. »Vater hat nämlich beschlossen, dass ich nichts erben soll!«
   »Was?«, stieß er hervor.
   »Als ich ihm klar und deutlich sagte,  dass ich dich um jeden Preis  heiraten werde, hat er sofort seinen Rechtsanwalt zu sich bestellt. Er wird dafür sorgen, dass die Firmen und aller Besitz meines Vaters in eine Stiftung umgewandelt werden, deren Leitung nach seinem Tod in die Hände von  integeren Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, der Kirche und der Gemeinde übergeht. Was dann als sein Erbe für seine Angehörigen übrigbleibt, sind nur noch einige Tausend. Zuerst hielt ich das für einen verrückten Vorschlag, bis mir dann klar wurde, dass es die einzige Lösung ist. Jetzt können wir endlich unbelastet  heiraten.«
   »Er hat dich enterbt?«, stammelte der junge Mann fassungslos. »Und du willst, dass wir heiraten?«
   »Aber ja!« erwiderte sie.«
   »Und wovon sollen wir leben?«, wollte er wissen. »Ich verdiene nicht viel. ..«
   »Wir werden schon zurechtkommen!«, erklärte sie  optimistisch. »Gehen wir morgen zum Standesamt und bestellen das Aufgebot?«
   Er sah sie an und nahm ihre Hand. »Ich glaube«, sagte er dann langsam, »wir sollten es nicht übereilen. Wir müssen alles genau überlegen. Es ist eine schwerwiegende Entscheidung. Besonders jetzt, wo dein Vater sein Testament ändert...«
   »Ich habe dich schon verstanden!«, sagt die junge Frau bitter. »Du hast in mir nur die reiche Erbin gesehen. Wirklich geliebt hast du mich nicht. Mein Vater hatte von Anfang an recht.« Sie erhob sich. »Er hat sein Testament übrigens gar nicht geändert. Das war nur eine Prüfung, vor die ich dich gestellt habe. Ich wollte endlich Klarheit haben, ob du mich nur um meiner selbst oder meines Geldes wegen liebst. Und jetzt habe ich die Antwort gefunden.«
   Sie wandte sich auf dem Absatz um und ging mit schnellen, sicheren Schritten davon.

  

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Credits:
Mara Mainau: Gespräch im Park
© by author / R.Jahn
Published by krimiladen.blogspot.com
4/2021
Verbreitung nur mit Genehmigung

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