Dienstag, 4. August 2020

Die Macht der Hypnose - Teil 5

Jochen B. gehorcht. Sein rechter Arm bleibt in der erhobenen Position, ohne dass er auch nach einigen Minuten die geringsten Ermüdungserscheinungen zeigt. Dr. Schmitz geht einen Schritt weiter.
»Ihr Arm ist vollkommen steif!«, sagt er. »Sie können ihn nicht mehr herunternehmen! Selbst wenn Sie es wollen, Sie können ihn nicht herunternehmen! Versuchen Sie jetzt, den Arm herunterzunehmen!«
Man sieht deutlich, wie Jochen B. versucht, den Arm wieder zu senken. Seine Lippen sind zusammengekniffen und seine Stirn gerunzelt. Doch der Arm bewegt sich nicht. Jetzt lehnt sich Dr. Schmitz mit seinem vollen Körpergewicht gegen den Arm, doch seine Anstrengung ist vergeblich. Die Muskeln des Armes befinden sich in einer kataleptischen Starre, einer vollkommenen Muskelstarre.
Im Zustand der Katalepsie kann man Gliedmaßen in Stellungen bringen, die im Wachzustand kaum erträglich sind und sie stundenlang in diesem Zustand belassen, ohne dass die geringsten Ermüdungszustände auftreten.
Nicht nur die Muskeln, sondern auch die Sinnesorgane eines Menschen können durch Befehle des Hypnotiseurs gesteuert werden.
Dr. Schmitz nimmt ein Geldstück aus seinem Portemonnaie.
»Ich zähle jetzt bis drei!«, sagt Dr. Schmitz. »Bei drei können Sie ihren Arm wieder bewegen! » Dr. Schmitz zählt und tatsächlich, sobald er die Zahl drei ausgesprochen hat, fällt der Arm des Studenten auf die Couch zurück. 



Täuschung der Sinne


Jetzt legt Dr. Schmitz das Geldstück auf den entblößten Unterarm des jungen Mannes. Dabei sagt er: »Ich lege Ihnen eine Münze auf den Arm. Die Münze habe ich eben aus dem Ofen genommen. Sie ist sehr heiß!«
Der Student zuckt zusammen. Und obwohl die Münze eine völlig normale Temperatur hat, kann man, nachdem Dr. Schmitz die Münze wieder entfernt hat, eine deutliche Rötung auf der Haut erkennen. Und es bilden sich Brandblasen.
Als nächstes nimmt Dr. Schmitz eine große Zwiebel aus deinem Schreibtisch und reicht sie dem Studenten. »Es ist ein herrlicher Apfel!«, suggeriert er ihm. »Beißen Sie nur hinein!«
Jochen B. beißt herzhaft in die Zwiebel und isst voller Genuss. Keine Meine verzieht er und seine Augen tränen nicht.
Ähnlich ist bei dem Glas Wasser, das Dr. Schmitz ihm reicht. »Hier habe ich ein Glas Sekt!«, sagt er. » Erstklassige Marke. Trinken Sie nur!«
Der Student trinkt und lächelt voller Genuss, schließlich trinkt er das ganze Glas aus.
Dr. Schmitz ist noch lange nicht mit seinem Experiment am Ende. Das alles waren bisher nur Fingerübungen. Langsam beginnt er, Jochen B. auszufragen. Er tastetet sich behutsam in die Kindheit des Studenten vor. »Sie sind vier Jahre alt!'', sagt er schließlich. »Es ist der dreiundzwanzigste August 19xx. Erzählen Sie bitte genau, was Sie an diesem Tag getan haben!«
Und Jochen B. beginnt zu erzählen. Er berichtet, dass er um acht Uhr morgens aufgestanden ist und dass draußen strahlender Sonnenschein herrschte. Er beschreibt die Sachen, die seine Mutter ihm zum Anziehen gab bis ins letzte Detail und berichtet minutiös, wie er mit seinen Eltern frühstückte und dass sein jüngerer Bruder sich beim Verlassen der Wohnung den Kopf an der Tür stieß. Dr. Schmitz stoppt die Erzählung des Studenten, denn mit dieser Präzision kann Jochen B. von jedem beliebigen Tag seines Lebens erzählen. Denn während unser Verstand seine Aufmerksamkeit nur auf die Dinge richtet, die aktuell Bedeutung für uns haben, so speichert das Unterbewusstsein jede einzelne Kleinigkeit unserer Umgebung und man kann die Erinnerung daran jederzeit abberufen, wenn man die Testperson in einen Hypnoseschlaf versetzt.
Dr. Schmitz kommt nun zu seinem letzten Experimentbeispiel. Es handelt sich dabei um eine sogenannte posthypnotische Suggestion, eine Suggestion also, die nach dem Erwachen des Hypnotisierten wirksam werden soll. Dabei kann man den Zeitpunkt, an dem dieser Befehl ausgeführt wird, genau bestimmen.
»Genau fünf Minuten nachdem Sie erwacht sind, werden Sie die Schublade meines Schreibtisches öffnen!«, sagte Dr. Schmitz. »Jetzt werde ich bis fünf zählen. Sobald ich die Zahl fünf ausspreche, werden Sie erwachen.«
Dr Schmitz zählt langsam von eins bis fünf. Bei fünf öffnet Jochen B. die Augen und blickt sich in dem Raum um. Es kann sich nicht daran erinnern, was in den letzten zehn Minuten geschehen ist.



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