Samstag, 15. August 2020

Die Macht der Hypnose - Teil 6


Dr. Schmitz zählt langsam von eins bis fünf. Bei fünf öffnet Jochen B. die Augen und blickt sich in dem Raum um. Es kann sich nicht daran erinnern, was in den letzten zehn Minuten geschehen ist.
Dieser Gedächtnisschwund nach dem Erwachen aus der Hypnose ist eine durchaus übliches Phänomen. Dr. Schmitz verwickelt Jochen B. in ein Gespräch, die Zeit vergeht. Bald sind fünf Minuten vorbei. Dr. Schmitz zieht die Vorhänge am Fenster auseinander, gleißendes Sonnenlicht flutet in den Raum. Pünktlich fünf Minuten nach seinem Erwachen steht Jochen B. plötzlich auf, geht zu dem Schreibtisch und zieht die Schublade heraus.
»Was tun Sie denn mit meinem Schreibtisch?«, fragt Dr. Schmitz scheinbar empört. Jochen B. wird rot. »Ich ... ich weiß nicht... ich dachte, Sie hätten vielleicht .. einen Brief für mich dort!«
Seine Ausrede ist fadenscheinig und leicht zu durchschauen. Der Student weiß selbst nicht, was ihn dazu trieb, zu dem Schreibtisch zu gehen und die Schublade herauszuziehen. Es war der suggerierte Befehl des Hynotiseurs, der ihn dazu zwang.



Hypnose ist kein Allheilmittel


Was ist das für eine seltsame, ja beinahe unheimliche Macht, mit der man einen Menschen vollkommen in seinen Bann ziehen, ihn vollkommen dem Einfluss einer anderen Person unterwerfen kann? Wie das Experiment von Dr. Schmitz zeigt, kann man durch eine einfache Suggestion Brandblasen erzeugen, man kann aber auch das Herz eines Menschen schneller oder langsamer schlagen lassen, man kann ihm vollkommene Schmerzlosigkeit oder Schmerzüberempfindlichkeit suggerieren. Und man kann sogar hoch Einfluss auf den Menschen ausüben, nachdem das Experiment beendet ist. Man kann einen Menschen erblassen oder erröten lassen, man kann seine Atmung regeln, in den Stoffwechsel eingreifen, indem man die Tätigkeit der Verdauungsorgane manipuliert und die Muskulatur des Darmes beeinflusst. Man kann Hauterkrankungen wie Ekzeme und ähnliches zum Verschwinden bringen und nervöse Störungen beseitigen. 
Warum wenden dann also Ärzte diese Technik der Hypnose nicht häufiger an? Warum gibt es dann noch überfüllte Wartezimmer und lange Wartelisten in den Kliniken, wenn man doch mit der Hypnose derart beeindruckende Ergebnisse erzielen kann?
Zunächst einmal: Die Hypnose ist kein Wunder- oder Allheilmittel. Sie kann zwar in vielen Bereichen der Medizin eingesetzt werden, doch sie hat auch ihre Grenzen. Zuerst einmal erfordert eine Behandlung durch Hypnose das vollkommene Einverständnis des Patienten, sich hypnotisieren zu lassen. Damit ist nicht nur das formale Einverständnis gemeint, sondern auch der Glaube an die Hypnose und ihre besonderen, teilweise heilenden Fähigkeiten.
Bei eine medizinischen Hypnosetherapie werden die Selbstheilungskräfte aus dem Unbewussten des Patienten mobilisiert. Dadurch kann er etwa Schmerzen besser bewältigen oder auch seelische Schwierigkeiten leichter lösen.

Der russische Professor Paul I. Buhl hat festgestellt, dass 98 Prozent aller Menschen hypnotisierbar sind, davon 25 Prozent ohne größere Umstände. Die restlichen 73 Prozent reagieren langsamer, da entweder ihre Gehirnzellen eine langsamere Reaktionsgeschwindigkeit haben oder sie bringen der Hypnose eine kritische Grundhaltung entgegen und wehren sich bewusst gegen eine Beeinflussung. Ein weiterer sehr wichtiger Faktor bei einer Hypnosetherapie ist der enge Kontakt zwischen dem Hypnosearzt und dem Patienten bestehen muss. Es ist nicht möglich, dass ein Hypnosearzt einen ihm völlig fremden Menschen in einer Sitzung von einer Viertelstunde von seinen Leiden befreit.
Der Arzt muss die Vertrauensperson des Patienten sein, dieses Vertrauensverhältnis kann oft erst in mehreren Vorbereitungssitzungen aufgebaut werden
Besonders gut durch Hypnosetherapie zu behandeln sind Krankheiten, die durch psychologische Ursachen entstanden sind. Dazu zählen nicht nur Neurosen, Alkoholismus und auch einige Hautkrankheiten. Besonders gute Ergebnisse sind bei der Behandlung von Asthmaerkrankungen zu verzeichnen, wenn die Patienten bereits im Kindesalter mit der Therapie beginnen. Aber auch Erwachsene können mit Hilfe von Hypnose von einer Asthmaerkrakung weitgehend geheilt werden.


Da ist zum Beispiel der Fall Lydia C.. Als die junge Frau einen Hypnosearzt aufsuchte, war sie dreiunddreißig Jahre alt. Schlank, beinahe zerbrechlich wirkend und äußerst nervös. Sie litt seit ihrer Kindheit an chronischem Asthma.




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