Montag, 26. Juli 2021

In Furta

In Furta

Von Michael Rolandt

Irgendwo an der Mittelmeerküste liest Furta, ein kleines Fischerdorf, das noch nicht von den Touristenströmen überschwemmt worden ist. Nur ab und zu verirrt sich ein ortskundiger Reisender in Julios kleines Gasthaus, das ein klein wenig versteckt hinter einer Biegung der Dorfstraße liegt.
   Ich widmete mich dort gerade einer köstlichen Spezialität aus Meerestieren, als der Mann die niedrige, dämmerige Gaststube betrat und sich suchend umblickte. Er war ein wenig außer Atem, dieser stämmige Mann mit der bleichen, typisch deutschen Gesichtsfarbe und dem bunten Touristenhemd.
   Er nahm von mir keine Notiz und setzte sich an einen der grob gezimmerten Holztische.
   Julio eilte diensteifrig aus der Küche herbei, seine Hände noch schnell an einem nicht mehr ganz sauberen Handtuch abtrocknend, was den Gast zu einem indignierten Blick veranlasste.
   »Du sprichst deutsch?«, fragte der Gast herablassend.
   Julio nickte und erkundigte sich nach den Wünschen seines Besuchers.
   » Schweinshaxe!«, verlangte der Mann. »Mit Knödel und Bayrisch Kraut. Habt ihr sowas?« Julio zog die Schultern in die Höhe und warf mir einen vielsagenden Blick zu. Dann machte er sich daran, seinem Gast zu erklären, dass er keine Schweinshaxe und schon gar kein Bayerisch Kraut auf der Karte hatte. Bevor der Mann den Wortschwall loswerden konnte, zu dem er gerade Atem schöpfte, hatte ich mich an seinen Tisch gesetzt.
   »Wo soll Julio denn Bayerisch Kraut und Schweinshaxe herbekommen?«, fragte ich. »Vielleicht darf ich Ihnen stattdessen die Spezialität des Hauses empfehlen.«
   Mein Landsmann sah mich fragend, erstaunt und beleidigt an.
   »Ich habe schließlich teuer für meinen Urlaub bezahlt!«, platzte er schließlich heraus. »Und da sehe ich nicht ein, dass ich auf mein gutes Essen verzichten soll! »
   »Sehen Sie«, lächelte ich, »wenn Sie Bayerisch Kraut und Schweinhaxe essen wollen, wäre es besser gewesen, in Deutschland zu bleiben. Dort kann man das Kraut und die Haxe erstens besser zubereiten, und zweitens ist es dort nicht so heiß wie hier. Mit dieser Mahlzeit im Magen tun Sie sich bei dieser Hitze bestimmt nichts Gutes,
   »Was bilden Sie sich eigentlich ein?«, funkelte der Mann mich an. » Warum sollte ich denn dieses schreckliche Zeug aus Meerestieren essen?«
   »Sie sagten doch eben, dass Sie hier Urlaub machen!«, meinte ich. »Doch ich habe das Gefühl, dass Sie unter Urlaub nur verstehen, möglichst lange in der Sonne zu liegen und möglichst braun zu werden! Sehen Sie, ich komme jedes Jahr hierher nach Furta, ich lebe bei den Fischern, fahre mit ihnen hinaus und sitze abends mit ihnen zusammen, wenn sie ihre Geschichten erzählen. Und ich esse von ihren Speisen, trinke ihren Wein. Einen guten Wein, nebenbei bemerkt. Obwohl ich mich manchmal mehr anstrenge als in meinem Beruf, finde ich hier Erholung. Das ist es, was ich unter Urlaub verstehe...«
   Der Gast starrte mich nachdenklich an.
   »Ist die Spezialität des Hauses wirklich so gut?«, fragte er skeptisch.
   Ich nickte.
   Mit der tastenden Vorsicht eines Schlittschuhläufers auf einer dünnen Eisdecke bestellte der Gast bei Julio. Als schließlich der Teller mit der dampfenden Mahlzeit vor ihm stand, probierte er skeptisch, bevor er anerkennend nickte und weiteraß. »Köstlich!«, meinte er dann.
   Seitdem habe ich Krämer, wie der Gast heißt, mehrere Male in Julios Kneipe wiedergetroffen.

   

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Dabei ist der Leser bei diesen fünfzig Ratekrimis von H.P. Karr immer auf Augenhöhe mit der ebenso charmanten wie smarten Ermittlerin. Gemeinsam mit ihr kann er den Tätern auf Spur kommen. Denn in jeder Story gibt es mindestens einen Hinweis, der den Täter überführt. Ist es ein falsches Alibi, eine dreiste Lüge oder ganz ein dummer Fehler im Mordplan?
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Michael Rolandt: In Furta
© by author / R.Jahn
Published by krimiladen.blogspot.com
7/2021
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