Montag, 19. Juli 2021

Freitagabend

 Freitagabend

Von Richard Janssen

Ich hatte mich gerade mit der Zeitung  in meinen bequemen alten Sessel zurückgezogen, als Hannes leise ins Zimmer kam. Hannes ist mein Ältester, neunzehn  Jahre  alt
   »Paps«, fragte er. »Möchtest du vielleicht ein Bier?«
   »Ein Bier? Ja, ein Bier, wäre nicht schlecht«, sagte ich und wollte mich gerade erheben, um mir eine Flasche aus dem Kühlschrank zu holen. Doch Hannes drückte mich in den Sessel zurück.
   »Du brauchst nicht erst aufzustehen, Paps, ich hole dir das Bier!« Sprach's und verschwand in der Küche. Gleich darauf kam er mit dem Bier zurück – im Glas, schön kühl und mit einer perfekten Blume.  »Bitteschön, Paps!«
    Ich kostete. »Wunderbar... das ist mein Pils - ich denke, wir hatten keines mehr im Haus.«
   »Ich habe einen Kasten aus dem Supermarkt mitgebracht, Paps!«, sagte Hannes. »Möchtest du vielleicht auch noch eine Zigarre rauchen?«
   »Aber ich habe doch keine...«
   »Keine Sorge, Paps - ich habe noch ein Kistchen aufgestöbert.«
   Wie durch Zauberei hielt er eine Zigarre von meiner Spezialsorte in der Hand.
   »Darf ich dir Feuer geben, Paps?«
   »Danke, mein Sohn!« Ich lehnte mich behaglich im Sessel zurück und ließ mir die Zigarre schmecken.
   »Vielleicht noch ein Schnäpschen, Paps?«
   »Ja, zum Bier gehört eigentlich ein Schnäpschen!«, musste ich ihm zustimmen. f
   »Bleib ruhig sitzen, Paps, ich mache das schon für dich!«
   Hannes goss mir ein Schnäpschen ein und servierte ihn mir auf einem silbernen Tablet
   »Trinkst du auch einen mit, Hannes?«, fragte ich.
   »Oh, nein, danke, Paps, aber - ich habe noch eine Verabredung. Mit Marion. Wir wollten...«
   Er ließ den Satz unvollendet.
   »Marion!«, sagte ich. »Ein reizendes Mädchen. Was wollt ihr also?«
   »Zuerst etwas nettes essen!«, zögerte Hannes. »Im Block-Grill.«
   »Das ist aber ziemlich weit draußen!« Ich sah Hannes gedankenvoll an und bemerkte, wie er zum Sprechen ansetzte. Doch ich legte ihm die Hand auf die Schulter. »Also gut, Junge, du kannst meinen Wagen haben. Die Schlüssel hängen am Schlüsselbrett!«
   »Oh, danke, Paps!« Hannes und sprang auf. Er war schon in der Tür, als er sich umdrehte.
   »Du, Paps...«
   »Ja?«
   »Du denkst doch hoffentlich nicht, dass ich dich bestechen wollte?«
   »Bestechen?«, fragte ich entrüstet. »Aber niemals würde ich das denken, Hannes, niemals...«




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Die Achtziger – das waren die Jahre, als man noch überall rauchen durfte, der Marlboro-Mann und der Camel-Tramp im Kino Werbung machten und die Hollywood-Hits »Dirty Dancing«, »Shining« und »Zurück in die Zukunft« hießen. Zum Telefonieren benutzte man Festnetztelefone, und wenn man unterwegs war, musste man sich zum Anrufen eine Telefonzelle suchen – das waren gelbe Kabinen mit einem Münztelefon und einem gestohlenen Telefonbuch.

Zwei Dutzend clevere Kriminalstorys aus der guten alten Zeit – als im Fernsehen immer dienstags »Dallas« lief und freitags »Derrick« ermittelte. Die Hits des Jahrzehntes waren »Take On Me« von a-ha , Nena mit »99 Luftballons« und natürlich »Jeanny« von Falco. Wie immer zu Ihrem Vergnügen ausgesucht und zusammengestellt von Krimikenner H.P. Karr.
  
   
   

Halb drei

Story von Michael Rolandt

Plötzlich bin ich wach. Halb drei, sagen die Leuchtziffern auf der Uhr. Ich stiere an die Decke. Fahre mit meinem Blick das Muster ab, das das Licht der Straßenlaternen zeichnet. Meine Frau liegt neben mir. Sie schläft fest.
   Ein wenig frische Luft täte mir ganz gut. Leise schließe ich die Schlafzimmertür und stelle mich im Wohnzimmer an das offene Fenster. Ich schaue auf die menschenleere Straße.
   Die Stadt schläft.
   Warum bin ich nur so nervös? Ich hole mir eine Zigarette, die letzte aus der Schachtel. Der Rauch weht durch das Fenster hinaus in die kühle Nachtluft. Die Packung ist leer.
   Soll ich mir noch eine holen? Der nächste Automat ist gleich an der Ecke. Ich schlüpfe in meine Kleider, mache mich auf den Weg.
   Die Straßenlaternen schimmern bläulich. Sie scheinen wie in einen milchigen Nebel eingehüllt. Kein Mensch ist auf der Straße. An der Ecke, beim Automaten, taucht plötzlich aus dem Dunkel ein Mann auf. Mein Nachbar.
   »So spät noch unterwegs?«, frage ich.
   »Konnte nicht einschlafen. Kleiner Spaziergang!«
   »Mir geht es genauso!«
   Plötzlich Motorengeräusch. Scheinwerfer! Sie erhellen die ganze Straße. Ein Wagen. Bremsen quietschen. Wir springen zurück. Der Wagen überschlägt sich. Prallt gegen die Hausecke. Rollt zurück. Dann - Stille.
   Die Wagentür hängt offen da. Das Fahrzeug beginnt zu brennen. Wir ziehen den Fahrer heraus und tragen ihn weg. Hinter uns explodiert der Tank. Flammen blaken.
   Auf einmal ist die Straße hellwach. Jemand hat die Polizei alarmiert. Ein Krankenwagen holt den Mann. Löscharbeiten der Feuerwehr. Fragen der Polizei. Aussagen, Abmessungen, Eintragungen. Routine für die Beamten.
   Dann dürfen wir wieder gehen. Das Licht im Treppenhaus brennt. Die Nachbarn stehen verschlafen in den Türen. »Was war denn? »
   »Wie ist dem das passiert? ı
   »Gab es Tote? »
   Ich antworte nicht. Meine Frau steht auch in der Tür,  eine wirre Haarsträhne im Gesicht. Sie umarmt mich.
   »Ist dir nichts passiert?«
   »Nein!, sage ich.
   Schließlich liegen wir wieder im Bett. Draußen wird es allmählich ruhig. Meine Frau drückt sich an mich. Und ich halte sie fest. Ganz fest.
   

   

Ein Mord in einem verschlossenen Raum, ein tückisch arrangierter Unfall, ein vergifteter Drink – in jedem Fall ein Fall für Kommissarin Katja Kampp von der SOKO RUHR. Mit messerscharfer Kombinationsgabe und einer gehörigen Portion Menschenkenntnis ermittelt die clevere Kriminalistin innerhalb kürzester Zeit, wer der Täter ist.





Dabei ist der Leser bei diesen fünfzig Ratekrimis von H.P. Karr immer auf Augenhöhe mit der ebenso charmanten wie smarten Ermittlerin. Gemeinsam mit ihr kann er den Tätern auf Spur kommen. Denn in jeder Story gibt es mindestens einen Hinweis, der den Täter überführt. Ist es ein falsches Alibi, eine dreiste Lüge oder ganz ein dummer Fehler im Mordplan?
Katja Kampp löst den Fall auf jeden Fall – Sie auch?

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Der Autor
H.P. Karr lebt seit 1960 im Ruhrgebiet und ist Experte für alles, was mit Krimis zu tun hat. Er schrieb  rund ein Dutzend Thriller und Cozys und gibt die erfolgeichen Kurzkrimisammlungen »Mord nach Rezept« heraus.  Bei  seinen Krimirätseln kann jeder Leser und jede Leserin auf Augenhöhe mit den Ermittlern den Fall lösen. Stets spannend und immer mörderisch unterhaltsam.



credit
Richard Janssen: Freitagabend
© by author / R.Jahn
Published by krimiladen.blogspot.com
7/2021
Verbreitung nur mit Genehmigung

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