Donnerstag, 29. Juli 2021

Nur eine kurze Begegnung

Nur eine kurze Begegnung

Von Richard Janssen

In der Nacht war ein Gewitter über der Stadt niedergegangen. Als ich am Morgen zur Arbeit ging, schimmerten die Gehsteige und die Blätter der Chausseebäume noch matt in der Feuchtigkeit des nächtlichen Regens. Ich genoß die Kühle der Morgenstunde. Das würde bestimmt wieder ein schöner warmer Sommertag werden!
   Als ich die Straße überqueren wollte, stutzte ich plötzlich. Was war denn das? Ein kleines Wesen, das beinahe wie ein Wollknäuel auf vier Beinen aussah, tappte unbeholfen auf der verkehrsreichen Fahrbahn dahin, und nur ein Wunder schien es bisher vor den Rädern der vorüberbrausenden Autos bewahrt zu haben.
   Der kleine herrenlose Hund hatte sich wohl während einer Entdeckungsreise verlaufen und stand nun hilflos mitten auf dem Asphalt, weil er offensichtlich nicht wusste, wie er den vorüberbrausenden Chaos aus Autos, Motorrädern und Fußgängern entkommen sollte.
   Behutsam nahm ich den kleinen Kerl auf den Arm. Das Hündchen fühlte sich offenbar dort sehr wohl, denn es rollte sich zusammen, leckte dankbar meine Hand und schaute mich aus großen braunen Augen an.
   In diesem Augenblick schlossen wir beide Freundschaft, Dickerchen und ich. Ich nahm den kleinen Foxterrier, denn dieser Rasse konnte man Dickerchen zum größten Teil zurechnen, mit in meine Wohnung, und als habe er schon jahrelang dort gewohnt, belegte er sofort einen der Sessel im Wohnzimmer mit Beschlag. Ich machte ihm etwas zu Fressen und versicherte mich seiner ewigen Dankbarkeit, indem ich ihm auch noch am nächsten Tag einen Knochen aus Gummi kaufte, mit dem er spielen konnte.
   Während ich tagsüber arbeitete, blieb Dickerchen daheim und hütete das Haus. Kam ich abends nach Hause, empfing er mich mit fröhlichen Gebell und tobte solange um meine Füße herum, bis ich mich hinabbeugte und mit ihm spielte.
   Doch leider dauerte unser kleines Glück nicht lange. Der Hausbesitzer hatte von Dickerchen erfahren und er verlangte, das Dickerchen aus dem Haus geschafft würde. Jeder Versuch, eine andere Einigung zu seriellen war zwecklos.
   Schweren Herzens versuchte ich alles, um ein neues Heim für Dickerchen zu finden. Nach einiger Zeit fand ich schließlich eine entfernte Cousine, die auf einen Bauernhof lebte und die Sich bereit erklärte, Dickerchen bei sich aufzunehmen.
   Es war inzwischen Herbst geworden, und als ich Dickerchen an die Leine nahm, um ihn hinaus aufs Land zu bringen, wuchsen schon die Heckenrosen über die Zaungitter. Dickerchen schien zu spüren, dass etwas nicht in Ordnung war, denn er trottete traurig neben mir her, ohne wie gewöhnlich ungeduldig an der Leine zu zerren.
   Es war Abend geworden, als ich mit ihm bei meiner Cousine eintraf. Als ich die beiden nach einer kurzen Pause wieder verließ, musste Dickerchen mit der Leine am Tischbein festgebunden werden, weil er dauernd versuchte, mir nachzulaufen.
   Er tat mir schrecklich leid, der kleine Bursche, wie er da auf dem Küchenboden saß und leise winselte, weil ihn die Leine festhielt, als ich zur Tür hinausging. Doch es gab keine andere Lösung.
   Das alles geschah vor beinahe einem Jahr. Ich habe Dickerchen seitdem nie wiedergesehen, doch aus den Anrufen meiner Cousine weiß ich, dass es ihm gut geht. Oft habe ich mit den Gedanken gespielt, einmal hinauszufahren und nach ihm zu sehen, doch dann bin ich immer wieder daheimgeblieben.

 

Ein Mord in einem verschlossenen Raum, ein tückisch arrangierter Unfall, ein vergifteter Drink – in jedem Fall ein Fall für Kommissarin Katja Kampp von der SOKO RUHR. Mit messerscharfer Kombinationsgabe und einer gehörigen Portion Menschenkenntnis ermittelt die clevere Kriminalistin innerhalb kürzester Zeit, wer der Täter ist.




Dabei ist der Leser bei diesen fünfzig Ratekrimis von H.P. Karr immer auf Augenhöhe mit der ebenso charmanten wie smarten Ermittlerin. Gemeinsam mit ihr kann er den Tätern auf Spur kommen. Denn in jeder Story gibt es mindestens einen Hinweis, der den Täter überführt. Ist es ein falsches Alibi, eine dreiste Lüge oder ganz ein dummer Fehler im Mordplan?
Katja Kampp löst den Fall auf jeden Fall – Sie auch?

H.P. Karr
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Richard Janssen:
Nur eine kurze Begegnung / Dickerchen
© by author / R.Jahn
Published by krimiladen.blogspot.com
7/2021
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